Nicht nur Alkohol schadet der Leber. Auch viel Obst, Säfte und Smoothies sind gefährlich
„An apple a day keeps the doctor away.“ Dieser gut bekannte Ratschlag stammt aus dem Jahr 1866. Er kam seinerzeit in Mode und war damals durchaus berechtigt, denn – anders als heute – war Vitaminmangel bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa noch weit verbreitet. Inzwischen sagen Ernährungswissenschaftler und Hepatologen (das sind Ärzte, die sich mit Lebererkrankungen befassen) stattdessen kurz und bündig: Ein Apfel ist gesund. Zwei machen die Leber fett. Aber stimmt das wirklich? Ja, bestätigen die Autoren des Buches „Das Schweigen der Leber“ (siehe Buchtipp). Das liegt vor allem daran, dass unser Körper keinen Fruchtzucker (Fruktose) braucht.
Auch ohne Alkohol eine Volkskrankheit
Gut bekannt ist die Tatsache, dass Alkohol sehr häufig Auslöser für tödlich verlaufende Fettlebererkrankungen ist. Aber unsere Ernährungsgewohnheiten haben die Fettleber auch ohne Alkohol zu einer weltweiten Volkskrankheit gemacht. Etwa 25 Prozent der Weltbevölkerung leiden daran. In Deutschland leben mindestens fünf Millionen Leberpatienten. Und etwa jeder vierte Deutsche hat eine vor allem durch ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung verursachte Fettleber – meist ohne es zu wissen.
Bessere Ernährung kann das Problem lösen
Die gute Nachricht: Eine Umstellung der Ernährung (weniger Fett, weniger Zucker, keine großen Mahlzeiten am späten Abend), kombiniert mit mehr Bewegung, kann das Problem lösen. Erste Grundregel: Essen Sie mehr Gemüse, weniger Fett, aber bitte nicht mehr Obst! Warum? Weil Obst sehr viel Fruktose enthält. „Das ist für die Leber sogar deutlich problematischer als ganz normaler Zucker“, erklären die Autoren Professor Dr. Ansgar W. Lohse und der Journalist Ulf C. Goettges.
Kein gesunder Ersatz für raffinierten Zucker
In kleinen Mengen werden Magen, Darm und Leber problemlos mit Fruchtzucker fertig. Doch vor allem süße Obstsorten, Obstsäfte und die beliebten Smoothies enthalten sehr viel davon. Für die sinnvolle Verarbeitung größerer Mengen ist der Körper von der Evolution nicht ausgelegt. Dennoch konsumieren wir alle zunehmend Fruktose, vor allem als vermeintlich gesunden Ersatz für den in jüngster Zeit immer häufiger geschmähten raffinierten Zucker.
Die Leber verarbeitet Fruktose zu Fett
Gelangt Fruktose in die Leber, kann sie dort nicht in Brennstoff umgewandelt werden. Um den Fruchtzucker dennoch loszuwerden, verarbeitet das Entgiftungsorgan ihn, verkürzt gesagt, zu Fett. Im Jahr 2009 lieferte die Molekularbiologin und Ernährungsforscherin Dr. Kimber L. Stanhope von der University of California at Davis den Beweis, dass Fruktose wesentlich für die rapide Entwicklung der Volkskrankheit Nummer eins, die nichtalkoholische Fettleber, mitverantwortlich ist.
Foto: Albert
Buchtipp
Ansgar W. Lohse und Ulf C. Goettges: „Das Schweigen der Leber – Die lebenswichtigen Geheimnisse eines stillen Organs“, TRIAS Verlag, 16,99 Euro, Ebook 11,99 Euro