Taube Hände beim Radfahren

Was hilft gegen taube Hände beim Radfahren?

Breite Griffe, gebogene Lenker und die richtigen Einstellungen können Beschwerden verhindern

Viele Radfreunde kennen das fiese Problem. Sitzt man länger im Sattel, werden die Finger taub und die Hände schlafen ein. Was steckt dahinter und wie lässt es sich vermeiden? Der pressedienst-fahrrad informiert.

Mit Flügelgriffen die Auflagefläche vergrößern

Der Grund für Taubheitsgefühle in den Händen sind gereizte Nerven. Die Beschwerden entstehen oft durch zu hohen Druck auf den empfindlichen Ulnarnerv, der im Bereich des Kleinfingerballens knapp unterhalb der Hautoberfläche verläuft (Bild). Daraus entwickeln sich auf die Dauer Taubheitssymptome an Ring- und kleinem Finger. „Um die Auflagefläche der Hand zu vergrößern und den Druck besser zu verteilen, kann man einen herkömmlichen Griff gegen einen sogenannten Flügelgriff tauschen“, sagt Lothar Schiffner von Ergon, einem Hersteller für ergonomische Fahrradkomponenten.

Wenn das Handgelenk zu stark abknickt

Woanders liegt die Ursache, wenn Schmerzen an Zeige-, Mittelfinger oder Daumen auftreten. Das passiert, wenn das Handgelenk so stark abknickt, dass Nerven, Sehnen und Blutgefäße komprimiert werden. Die Folge ist das sogenannte Karpaltunnelsyndrom, ein verengter Karpaltunnel und ein beschädigter Mittelarmnerv. Damit ist nicht zu spaßen. Laut Experten der Aktion Gesunder Rücken müssen sich in Deutschland jährlich etwa 300.000 Menschen deshalb einer Operation unterziehen. Lothar Schiffner: „Gerade wenn man auf längeren Fahrten zunehmend müde wird, ist es schwierig, die Hände ergonomisch richtig zu halten. Auch hier hilft ein korrekt eingestellter Flügelgriff.“

Ein gebogener Lenker entlastet

Fahrradlenker mit BiegungWird das Handgelenk seitlich überstreckt, verengt sich der Karpaltunnel ebenfalls. Dieser Knick wird meist durch einen zu geraden Lenker hervorgerufen. „Die Lösung ist ein Lenker mit einer Biegung nach hinten. Damit wird der Karpaltunnel entlastet und die Hand wieder besser versorgt“, erklärt Stephanie Römer vom Fahrradhersteller Tout Terrain. Dafür müssen Radfahrer oder Radfahrerinnen nicht gleich den ganzen Lenker tauschen. Statt dessen schaffen Verlängerungen (Barends) Abhilfe. Die „Hörnchen“ an der Lenkeraußenseite gibt es in unterschiedlichen Größen und auch direkt in Griffe integriert. Andere Varianten lassen sich weiter in Richtung Lenkermitte montieren. Beide verändern die Griffposition. Beim Bergauffahren hat das einen weiteren Vorteil: Die komplette Position des Oberkörpers wird geändert und die Muskulatur entlastet.

Die richtige Einstellung macht’s

„Ergonomische Griffe sollte man so einstellen, dass das Handgelenk nicht am Lenker abknickt, sondern in einer geraden Linie vom Handrücken in den Unterarm übergeht“, rät Stefan Stiener, Geschäftsführer des Fahrradherstellers Velotraum. „Außerdem sollten die Brems- und Schalthebel vom Griff aus leicht erreichbar sein.“ Bei der Einstellung helfen Fachhändler oder eine spezielle Fitting-Box, mit der es auch ohne Vorkenntnisse klappt. Übrigens: Die Tatsache, dass moderne Griffe auf den Lenker geschraubt und nicht mehr mühsam aufgestopft werden, erleichtert das Justieren. Wer selber schraubt, sollte die Drehmomentangaben der Hersteller beachten, damit der Griff weder zu fest und noch zu locker sitzt. „Vor allem, wenn er zu locker ist, kann man schnell die Kontrolle übers Rad verlieren“, warnt Stefan Stiener.

Handschuhe für empfindliche Stellen

Auch passende Fahrradhandschuhe wirken ergonomisch. „Mit guten Schaumstoff- oder Gelpolstern sind sie angenehm und stützen die empfindlichen Bereiche auf der Handinnenseite “, erklärt Anna Rechtern vom Outdoor-Spezialisten Vaude. Starke Polster beeinträchtigen allerdings den Tastsinn. Wer sich damit unsicher fühlt, sollte eine dünne Innenhandpolsterung nehmen. „Das ist vor allem für sportliche Touren auf Mountainbikes und Rennrädern zu empfehlen.“

Fotos: www.ergonbike.com/pd-f, Albert, www.vaude.com/pd-f

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