Wenn das Haus nicht mehr passt: Umbauen statt Ausziehen

Die eigene Immobilie ist zu klein oder zu groß? Ein Anbau löst mehrere Probleme

Als die Kinder klein waren, passte das Häuschen mit Terrasse und Garten am Stadtrand von Aachen perfekt. Anfang des Jahrtausends waren die Preise noch moderat, sodass Uta und Jürgen sich schnell zum Kauf entschließen konnten. 80 Quadratmeter waren nicht viel für eine vierköpfige Familie, aber es reichte erst einmal. Doch zehn Jahre später fehlte einiges: Es gab keinen Platz für einen großen Esstisch, die Kinder wollten eigene Zimmer, das Duschbad im Erdgeschoss war häufig belegt, weil es das einzige WC im ganzen Haus beherbergte. Was nun? Ein neues Haus kaufen – mit allen Nebenkosten und bei kräftig gestiegenen Preisen in der Umgebung? Das hätte sich nicht gelohnt. Also entschloss die Familie sich zu einem Umbau, wie ihn viele Hausbesitzer in der Nachbarschaft schon gemacht hatten.

Hohe Kosten und viel Zeit sparen

Mehr als acht Millionen Deutsche ziehen jedes Jahr um; jeder dritte davon aus Platzgründen. Wer schon ein Haus besitzt, sollte sich das zweimal überlegen. Denn oft ist es sinnvoller, an- oder umzubauen und die Immobilie an die neue Lebenssituation anzupassen. Umbauen statt Umziehen hat viele Vorteile: Hauseigentümer sparen neben einer Menge Kosten auch viel Zeit. Denn bis das alte Haus verkauft ist, vergehen im Schnitt mindestens sechs Monate. Auch die Suche nach einer neuen Immobilie kann dauern. Ganz abgesehen von den Kosten für Makler, Notar und Grundbucheintrag. Wo es das Grundstück erlaubt, können Modernisierer mit einem Anbau zügig und passgenau auf die eigenen Bedürfnisse reagieren – zum Beispiel fürs Homeoffice, pflegebedürftige Eltern oder den eigenen Nachwuchs.

Neues Esszimmer, Bad und Balkon

Uta und Jürgen entschieden sich für einen kastenförmigen Anbau auf der Terrasse, der im Erdgeschoss ein großes Esszimmer vor der alten Küche vorsah, sodass die Küche geöffnet und vergrößert werden konnte. In der oberen Etage entstand ein großes neues Bad und ein Balkon. Aus dem alten Schlafzimmer wurden zwei kleinere Kinderzimmer, und das ehemalige Kinderzimmer wurde zum Schlafzimmer. Außerdem ließen sie Anschlüsse für eine Küchenzeile legen. Die Familie konnte sich jetzt auf 120 Quadratmetern ausbreiten.

Durch Umbauen doppelt Platz gewinnen

Die Fläche, die man auf dem Grundstück verliert, gewinnt ein gut konzipierter Anbau gleich doppelt zurück. Zum Beispiel ein ebenerdiger Holzbau, der im Erdgeschoss das Wohnzimmer verlängert und dessen Flachdach im Obergeschoss als Terrasse dient. Oder ein auf Stelzen stehendes Kinderzimmer als Erweiterung des ersten Stocks, das unten als Carport genutzt werden kann. Die Kosten für einen Anbau hängen von vielen Faktoren ab, unter anderem von seiner Größe, architektonischen Komplexität und Lage (Stadt oder Land). Mit mindestens 1.000 Euro pro Quadratmeter muss man rechnen, hinzu kommen Baunebenkosten wie Architektenhonorar und Gebühren für die Baugenehmigung. Ein Bad kostet üblicherweise nicht unter 6.000 Euro, eine kleine Küche um die 10.000 Euro.

Den Anbau später vermieten

Baufamilien sollten prüfen, wie sie den gewonnenen Raum auch später sinnvoll nutzen können, wenn sich ihre Lebenssituation verändert hat. Beim Anbau sollte man möglichst langfristig denken, rät Stefanie Binder von der BHW Bausparkasse: „Wer den Anbau als separate Wohneinheit konzipiert, kann ihn vermieten, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Dann lohnt sich auch die Investition in ein zusätzliches Bad und eine Kochzeile.“ Sie weist darauf hin, dass mit jedem zusätzlichen Quadratmeter auch die Energie- und Betriebskosten steigen. Die meisten Um- und Anbauten sind genehmigungspflichtig.

Als Rentner auf Reisen gehen

Die Kinder von Uta und Jürgen sind mittlerweile aus dem Haus. Das Paar hat im Obergeschoss eine Küchenzeile eingebaut und die Einliegerwohnung an zwei Studenten vermietet. Wenn sie demnächst in Rente gehen, wollen sie viel auf Reisen sein. Die Mieteinkünfte sind da eine willkommende Finanzspritze.

Foto: Baufritz/BHW Bausparkasse

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