Stress, Kälte, Freude und Leckereien erhöhen das Risiko für einen Infarkt – Rausgehen hilft
Die angeblich schönste Zeit des Jahres ist trotz Kerzenschein und Besinnlichkeit keineswegs stressfrei. Zahlreiche Studien zeigen, dass das Risiko für Herzinfarkte vor allem im Winter und rund um die Weihnachtstage steigt. „Wir beobachten schon lange, dass in dieser Zeit auch deutlich mehr Menschen an Herzversagen sterben“, sagt Dr. Jan-Erik Gülker (Foto), Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Rhythmologie des Petrus-Krankenhauses Wuppertal, das zum Klinikverbund St. Antonius und St. Josef gehört.
Vor allem ältere Menschen sind gefährdet
Besonders für Menschen über 75 Jahre und Patienten mit Diabetes oder koronaren Herzkrankheiten besteht die Gefahr, in der Vorweihnachtszeit krank zu werden. „Das liegt unter anderem an der vermehrten Produktion von Stresshormonen, die mit einem höheren Herzinfarktrisiko einhergehen“, so Dr. Gülker. Stresshormone werden vor allem von Gefühlen ausgelöst – und zwar von positiven genauso wie von negativen. Streit und Konflikte gehören ebenso zu den Ursachen wie große Freude.
Zum Jahresende wird die Gesundheit vernachlässigt
Außerdem neigen viele dazu, am Jahresende ihre Gesundheit zu vernachlässigen. Man schiebt Arztbesuche hinaus, verändert den Lebensrhythmus und vergisst Medikamente. So mancher überfordert sich auch mit körperlichen Aktivitäten in der Kälte. „Bei besonders niedrigen Temperaturen verengen sich die Gefäße, der Blutdruck steigt und das Herz muss gegen einen größeren Widerstand anpumpen“, so der Mediziner.
Süßes und Fettiges setzt dem Herzmuskel zu
Typische Weihnachtsbräuche setzen dem Herzmuskel zusätzlich zu. Plätzchen, Süßigkeiten, fettige Braten und reichlich Alkohol sind leider nicht gesund. An den Feiertagen fällt es besonders schwer, darauf zu verzichten. Wer sich ansonsten ausgewogen ernährt, darf zwar auch mal sündigen, doch muss es sich im Rahmen halten. Denn wenn alle Faktoren kombiniert werden, kann es selbst für das Herz von jüngeren und vermeintlich fitten Menschen eng werden.
Auch an den Feiertagen sofort den Notarzt holen
Wer Druck hinterm Brustbein oder starke Schmerzen im Brustraum spürt, die in Arme, Oberbauch oder Schulter ausstrahlen, sollte schnell handeln und den Notruf wählen. Denn das sind typische Symptome, die vor allem bei Männern auf einen Herzinfarkt hindeuten. Bei Frauen treten eher unspezifische Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Kurzatmigkeit oder Schmerzen im Oberbauch auf. Sie kommen häufiger zu spät in die Notaufnahmen, da sie die ersten Anzeichen nicht sofort richtig deuten.
Bewusst genießen und regelmäßig rausgehen
Und was kann man vorbeugend tun? Dr. Jan-Erik Gülker rät: „Wie zu jeder anderen Jahreszeit ist man auch in den Wintermonaten am besten beraten, wenn man bewusst genießt und sich bewegt. Wer bereits ein geschwächtes Herz hat, sollte darauf achten, regelmäßig an die frische Luft zu kommen und sich die Beine zu vertreten.“ Langfristig gilt vor allem: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise. Dann ist zu Weihnachten auch gegen ein paar Plätzchen oder Gänsebrust in Maßen nichts einzuwenden.
Fotos: Albert/Klinikverbund St. Antonius und St. Josef
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