Nachträglich Aufzug einbauen

Nachträglich einen Aufzug einbauen: Was kostet das?

Barrierefrei wohnen: Welche Fahrstuhl-Modelle es gibt und worauf man achten muss

Ein Unfall, eine chronische Krankheit, das Alter oder einfach Bequemlichkeit – es gibt einige Gründe, nachträglich einen Fahrstuhl ins Haus einbauen zu lassen. Der Bedarf ist groß, denn die meisten der etwa 16 Millionen Einfamilienhäuser in Deutschland verteilen sich auf zwei Ebenen. Das kann zum Problem werden, wenn die Mobilität eingeschränkt ist. Vor allem ältere Leute überlegen deshalb, ihr Haus oder ihre mehrgeschossige Wohnung barrierefrei umzubauen. Etwa die Hälfte der 65-Jährigen lebt heute im Eigenheim und will dort so lange wie möglich bleiben. Einfach woanders in ein Erdgeschoss zu ziehen, ist für viele keine Option, denn dort fühlen vor allem ältere Menschen sich oft nicht sicher. Wer im eigenen Haus bleiben möchte, steht deshalb vor der Frage: Können wir unser Eigenheim noch treppenfrei umrüsten? Wenn ja, welche Lösungen gibt es?

Die einfachste Lösung ist ein Sitzlift

Die gute Nachricht: Dank innovativer und platzsparender Techniken wird es zunehmend leichter, nachträglich einen Fahrstuhl einzubauen. Je nach Platz und finanziellem Aufwand kommen verschiedene Modelle infrage. Am einfachsten und preiswertesten lässt sich der klassische Sitzlift (Treppenlift) installieren. Das heißt, dass entsprechende Schienen auf die vorhandene Treppe montiert werden und ein Sitz darauf hoch und runter fährt. Bei geraden Treppen ist das am leichtesten; es funktioniert aber auch L-förmig mit Kurven oder auf Wendeltreppen – wenn dort genug Platz ist. Für Treppen im Garten gibt es wetterfeste Außen-Modelle. Ein Sitzlift reicht aber nur für Bewohner, die nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Treppenlift mit Hebebühne

Etwas aufwendiger ist das Ganze mit einer Hebebühne bei einem sogenannten Plattformlift. Die Bühne lässt sich innen an der Treppe und außen (zum Beispiel an einen Balkon) einbauen, vielseitiger nutzen und kann einen Rollstuhl, einen Kinderwagen oder einen Rollator sicher transportieren. Damit braucht man keinen gemauerten Schacht und keinen Motorraum. Der Preis hängt von verschiedenen Faktoren ab: Muss es ein neues Modell sein oder können wir einen gebrauchten Lift kaufen? Wie viele Etagen soll der Fahrstuhl erreichen? Wie viele Kurven nehmen? Eventuelle Zusatzoptionen lassen die Kosten steigen. Zur Orientierung: Je nach Größe und Modell muss man innen mit Preisen von 15 000 bis 25 000 Euro rechnen. Einfache Sitzlifte, die nur ein paar Stufen überwinden, gibt es ab etwa 6500 Euro.

Personenlift drinnen und draußen

Reicht ein Treppenlift nicht, kommt ein Personenlift mit einer Kabine infrage, der bestenfalls ins Treppenhaus passt. Ist dort zu wenig Platz, muss man Teile des Wohnbereichs nutzen. Dann geht der Fahrstuhl sprichwörtlich durch die Decke; ein Durchbruch ist nötig. Einfacher wird’s draußen. Ein Außenlift lässt sich relativ unkompliziert an der Fassade montieren, ohne dass der Wohnbereich oder das Treppenhaus davon betroffen sind. An den Haltestellen der Kabine müssen die Wände durchbrochen werden. Der Vorteil: Außen hat man meist mehr Platz und damit auch mehr Möglichkeiten. Es kann sogar etwas günstiger sein als innen, weil die Bauzeit kürzer und die Konstruktionen häufig einfacher ist. Hier beginnen die Preise bei 15 000 Euro, je nach Anbieter, Ausführung und Bedarf auch bei 25 000 pro Stockwerk (Haltepunkt). Mit einer Glaskabine sollte man mindestens 30 000 Euro pro Haltepunkt kalkulieren.

Im Pflegefall gibt es finanzielle Unterstützung

Bei Pflegebedürftigen beteiligen sich Kranken- beziehungsweise Pflegekassen eventuell an den Kosten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Umbaumaßnahmen, bei denen es um Barrierefreiheit geht. Wer sich für einen nachträglichen Fahrstuhleinbau interessiert, sollte sich genau beraten lassen. Es lohnt sich, mehrere individuelle Angebote verschiedener Anbieter einzuholen und zu vergleichen.

Auch nach dem Fahrstuhl-Einbau fallen Kosten an

Wichtig zu wissen: Für einen nachträglichen Einbau braucht man in vielen Fällen eine Baugenehmigung und einen Statiker – zum Beispiel, wenn ein Deckendurchbruch nötig ist oder bestimmte Höhen überschritten werden. In manchen Regionen spielt das Thema Bestandsschutz eine Rolle. Die Frage nach einem zweiten Rettungsweg darf nicht außer Acht gelassen werden. Und nicht zu vergessen: Auch nach dem Einbau verursacht ein Fahrstuhl regelmäßig Kosten. Strom, Reparaturen und Wartung gehen ins Geld. Das kann gerade bei steigenden Energiepreisen teuer werden.

Immobilien mit Lift sind attraktiver

Dennoch wertet ein Lift eine Immobilie auf und erhöht den Wiederverkaufswert. Ein- oder Mehrfamilienhäuser, in denen alle Etagen ohne Stufen zu erreichen sind, werden immer attraktiver. Mieter und Eigentümer dürfen sich über höhere Wohnqualität freuen. Vermieter sprechen neue Zielgruppen an und haben weniger Leerstände. Wer aus seiner Wohnung ausziehen müsste, weil die nicht barrierefrei ist, spart mit der Investition die Kosten für einen Umzug. „Barrierefreie Mobilität ist heute eines der wichtigsten Modernisierungsziele für Haus- und Wohneigentümer“, sagt der BHW-Experte Krzysztof Pompa. Nach seiner Einschätzung wird der Bedarf weiter steigen; bisher sind gerade einmal 1,5 Prozent der Wohnungen und Einfamilienhäuser barrierearm.

Foto: Lifta.de / Phil Collins Photography / BHW Bausparkasse

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