Jahrzehnte lang tröstete sie sich mit Essen, bis sie ihre Einstellung zu sich selbst veränderte
Meist waren es Kleinigkeiten. Elke war acht Jahre alt und ging ans Telefon, obwohl die Eltern es verboten hatten. Oder das Mädchen kam fünf Minuten zu spät nach Hause. Die Mutter schlug zu. Elke ließ es über sich ergehen, machte stumm, was von ihr verlangt wurde, und versuchte, sich Liebe und Anerkennung mit harter Hausarbeit zu verdienen. Doch es war aussichtslos. Sie hörte kein freundliches Wort, sondern vor allem Beschimpfungen: „Du bist fett, hässlich und zu nichts zu gebrauchen.” Für ihre Familie war das Mädchen immer nur „die Dicke”. Ohne Namen, ohne Würde. Ein Kind, das kaum sprach und nur beim Essen Trost fand – und das Jahrzehnte lang.
Mit der Angst kehrten die Kilos zurück
Denn auch als ihre Mutter lange tot war, holte der Schatten der Vergangenheit die erwachsene Tochter immer wieder ein. Elke vertraute niemandem. Beziehungen scheiterten. Eine Ehe zerbrach. Sie fühlte sich schuldig, litt zeitweise an Panikattacken – und aß aus Frust immer weiter. Bis sie 200 Kilo wog. Häufig unternahm sie Diätversuche. Oft gelang es ihr auch, zwanzig oder dreißig Kilo abzunehmen. Doch wenn die Angst wieder hochkam, kehrten die Kilos gleich doppelt zurück.
Immer wieder Konflikte mit der Familie
Weil sie gesundheitliche Probleme hatte, musste Elke Munz ihren Beruf als Krankenschwester in Berlin nach 25 Jahren vorzeitig aufgeben und zog zurück in ihre Heimat nach Baden-Württemberg. Sie wollte wieder Anschluss an ihre Familie finden. Doch es gab nur Konflikte. „Ich konnte mich kaum noch bewegen. Habe mich so geschämt und oft stundenlang geheult. Es war schlimm”, sagt die 70-jährige Rentnerin aus Oberstenfeld bei Heilbronn heute.
Endlich Freunde in der Nachbarschaft
Erst als sie in der Nachbarschaft neue Kontakte knüpfte und erlebte, wie wunderbar es ist, wenn andere einen unterstützen, kam der große Durchbruch. Am Anfang war es nur eine kleine Bemerkung. „Hast du abgenommen?”, fragte jemand freundlich. „Ich wusste es nicht einmal. Zwei oder drei Kilo mehr konnte man ja bei mir nicht sehen”, erzählt sie. Doch die Aussicht auf kleine Erfolge beflügelte.
Eigenes Ess- und Motivationskonzept
Elke Munz entwickelte ihr eigenes Ess- und Motivationskonzept, das sie in ihrem Buch „Wie ich die Last meines Lebens hinter mir ließ und 100 Kilo abnahm” (s. Buchtipp) vorstellt. Sie ersetzte zum Beispiel deftige Mahlzeiten mit schlanken Suppen, verzichtete abends auf Kohlenhydrate – und nahm ab. Langsam, aber sicher. Nach zwei Jahren waren hundert Kilo weg. „Manchmal kann ich es selbst noch gar nicht glauben”, sagt sie. Vor allem, weil es ihr gar nicht schwer gefallen ist. „Ich habe – anders als früher – immer weitergemacht, auch wenn ich zwischendurch mal gesündigt habe.”
Inzwischen gibt Elke anderen Abnehmtipps
Insbesondere ihre beste Freundin Lilo („ohne sie hätte ich das nicht geschafft”) gab ihr Kraft. Die beiden kochen gemeinsam und helfen sich gegenseitig. Andere Nachbarn unterstützen im Alltag, probieren Elkes Rezepte. Man ist einfach füreinander da. Inzwischen fragen auch andere mit Gewichtsproblemen um Rat. Der Abnehm-Erfolg hat Elke stark gemacht. Mit jedem verlorenen Kilo wurde sie gesünder. „Obwohl ich älter wurde, ging es mir besser”, sagt sie. „Ich bin heute endlich zufrieden mit meinem Leben.”
Buchtipp
Wie ich die Last meines Lebens hinter mir ließ und 100 Kilo abnahm (Mari-Media-Verlag, 6,99, E-Book 4,99 Euro)
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