Sich nicht mehr aufregen: Wut auf andere schadet uns selbst

Mit ein paar Tricks kann jeder lernen, sich von Zorn und Ärger zu befreien

Wenn wir so richtig sauer sind, geht es uns nicht gut. Das Herz schlägt höher, der Blutdruck steigt. Die Atmung wird schneller. Der Körper zittert. Wir könnten explodieren und wissen gar nicht, wohin mit uns. Schuld sind natürlich andere. Die machen das doch nur, um uns zu ärgern. Mit Absicht. Wie ungerecht, gemein und unverschämt! Gäbe es doch bloß keinen Ärger, keine doofen Leute, keine Kollegen, keinen Stress und überhaupt: Wie einfach und friedlich wäre unser Alltag, wenn die anderen so nett wären wie wir selbst? Wir könnten in aller Ruhe das Leben genießen.

Ganz ohne Ärger wäre es einsam

Nur leider (oder zum Glück) lassen sich andere Menschen oder sonstige Ursachen von Ärgernissen nicht einfach aus dem Leben schaffen. Das wäre auch recht langweilig – und bald ziemlich einsam. Um nicht dauerhaft schlecht gelaunt herumzulaufen, hilft bei Wut weder Rache noch Rückzug. Viel wichtiger ist die Art, wie wir mit unserem Ärger umgehen, um ihn loszuwerden. „Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken und erwarten, dass der andere dadurch stirbt“, sagt Buddha. Wer an seinen letzten Konflikt denkt, muss ihm Recht geben. Je länger wir uns an Wut, Ärger, Hass und Rachegelüsten festhalten, desto mehr schaden wir uns selbst.

Erste Hilfe: Lenken Sie sich ab

Eine Erste-Hilfe-Maßnahme, wenn es innerlich kocht, lautet: Lenken Sie sich ab. Beschäftigen Sie sich mit etwas anderem. Vielleicht fallen Ihnen Gute-Laune-Gedanken ein. Was läuft im Moment prima? Worüber bin ich glücklich? Wofür darf ich dankbar sein? Sie merken schnell: Die Wucht der Wut lässt nach. Ebenfalls wirksam und gesund: Senken Sie den Stresslevel, indem Sie sich bewegen. Gehen Sie nach draußen, rennen Sie einmal um den Block oder schrubben Sie den Fußboden. Das baut Anspannung ab und macht den Kopf frei.

Ohne böse Absicht ist es halb so schlimm

Wenn Sie sich über andere ärgern, halten Sie inne und versetzen Sie sich in die Lage des Gegners. Hat er das persönlich gemeint? Stecken vielleicht Unzulänglichkeiten dahinter, mit denen er selbst schon genug zu kämpfen hat? Kann er einfach nicht anders? Reagiert er so, weil es seiner Persönlichkeit entspricht? Häufig stellt sich heraus, dass weder Böswilligkeit noch Absicht dahinter steckt. Und schon ist alles nur noch halb so schlimm. Wer oft das Opfer von Wutattacken wird, sollte die Schuld nicht nur bei anderen suchen. Zu jedem Konflikt gehören zwei. Deshalb kann es hilfreich sein, jemand anders zu fragen, wie der eine bestimmte Situation einschätzt. Außenstehende urteilen aus einer anderen Perspektive und stecken emotional nicht so tief drin. „Ist doch kein Grund dich aufzuregen“, heißt es dann oft.

Aggressives Dampflassen als Eigentor

Aber muss die Wut nicht raus? Ist es nicht ganz gut, mal auszurasten, Teller an die Wand zu werfen, herumzubrüllen und anderen zu demonstrieren: Mit mir nicht! Nein, psychologisch gesehen ist es zwar erst einmal berechtigt und wurde früher auch so empfohlen, doch das aggressive Dampfablassen gilt heute als Eigentor. Danach fühlt man sich meist noch schlechter als zuvor. Was habe ich bloß angerichtet? Wie kann ich das wieder rückgängig machen? Die eigene Unzufriedenheit ist nicht verschwunden. Vielleicht droht sogar neuer Ärger. Und es kommt noch Scham dazu.

 

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