Ob und wann Weisheitszähne gezogen werden, hängt davon ab, wo sie sitzen und wie sie wachsen
Im Laufe der Evolution entwickelte sich das menschliche Gebiss immer weiter und passte sich verschiedenen Lebenssituationen an. Trotzdem ist die Anzahl der Zähne gleich geblieben: Wir haben normalerweise 28 bis 32 Zähne. Ein vollständiges Gebiss besteht aus acht Schneidezähnen, vier Eckzähnen, acht vorderen Backenzähnen und acht hinteren Backen- beziehungsweise Mahlzähnen. Mit vier Weisheitszähnen kommen wir auf 32. Doch die werden oft vergessen, da sie sich nur selten an die Oberfläche trauen. Die sogenannten Achter liegen am Ende in der Zahnreihe und lösen häufig Beschwerden aus. Bei Kindern entwickelt sich der Weisheitszahn als einer der letzten Zähne. Er versucht in vielen Fällen, im Laufe des Erwachsenwerdens durchzubrechen – wie die Nachbarzähne. „Das führt oft zu Schmerzen und schlussendlich zur Entnahme“, erklärt Dr. Dr. Manfred Nilius, M. Sc., Facharzt für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie und Leiter der Praxisklinik Nilius in Dortmund (Bild oben).
Weisheitszähne einreihen lassen oder entfernen
Ob und wann ein Weisheitszahn entnommen werden muss, hängt von seiner Stellung im Kiefer und seiner Aktivität ab. Befindet er sich in einer Linie mit den übrigen Zähnen, hat er genügend Platz im Mundraum und verursacht keine Schmerzen, darf er durchkommen und sich in die Reihe der anderen gesellen. „Das sollte allerdings nicht länger als zwei Jahre dauern, da sich sonst schnell entzündbare Schleimhaut-Taschen bilden können“, erklärt Dr. Dr. Nilius. Droht der Weisheitszahn hingegen, Schmerzen zu verursachen oder die Stabilität des Gebisses zu beeinflussen, sollten die Betroffenen ihn entfernen lassen.
Platzmangel ist ein Grund zur Entnahme
In der Kieferorthopädie spielt der Weisheitszahn eine besondere Rolle. Wenn Patienten ihre Zähne für ein perfektes Lächeln mithilfe von Spangen und Schienen verändern lassen, können schief wachsende Weisheitszähne das Gebiss verschieben. Die Achter sollten dann ebenfalls entfernt werden. Auch wenn im Kiefer nicht genug Platz ist, kann das ein Grund zur Entnahme sein, damit es nicht zu Entzündungen des umliegenden Zahnfleisches kommt.
Weisheitszahn-OP: Eingriff im Dämmerschlaf
Weisheitszahn-Operationen werden überwiegend unter örtlicher Betäubung gemacht. In der Regel ist die OP der erste große Eingriff für die meist jugendlichen Patienten. Im Dämmerschlaf nehmen sie weder die Spritze zur örtlichen Betäubung noch den Eingriff selbst bewusst wahr. Je nachdem wie viele Achter betroffen sind, können Ärzte den Eingriff in zwei Etappen unterteilen – erst die eine und dann die andere Seite. Bei Angstpatienten und besonders aufwendigen Operationen findet der Eingriff in den meisten Fällen unter Vollnarkose statt. Hierbei entnehmen Zahnchirurgen wenn nötig auch alle vier Weisheitszähne in einem Zug. Oftmals übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten der Operation, wenn der Eingriff zwingend notwendig ist.
Die erste Zeit danach: Vorsicht beim Essen
Für die erste Zeit danach empfehlen Zahnärzte Kühlung, um Schwellungen vorzubeugen, und die Fixierung durch kinesiologisches Tape. Wurden alle vier Weisheitszähne entnommen, ist besondere Vorsicht geboten. „Vier Wunden im Mund bedeuten neben der Schwellung auch eine Einschränkung der Lebensqualität, besonders beim Essen“, erklärt der Facharzt. Solange die örtliche Narkose noch wirkt, sollten Patienten auf Essen verzichten und nur langsam kalte Flüssigkeiten zu sich nehmen. Sobald die Betäubung abklingt, können auch warme und weiche Speisen wie Suppen oder Püree verzehrt werden. Allerdings sollten Betroffene in den ersten Tagen auf milchhaltige Produkte verzichten, da diese das Entzündungsrisiko erhöhen. Experten empfehlen außerdem regelmäßiges Putzen mit einer weichen Zahnbürste, um betroffene Stellen zu schonen.
Mehr Informationen unter www.niliusklinik.de
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Foto: Praxisklinik Nilius