Fit durch Faulheit

Fit durch Faulheit? Warum Nichtstun stark machen kann

Wenn wir faulenzen, tanken Körper und Seele auf. Allerdings macht Muße nur in Maßen munter

Wer kennt das nicht? Man fühlt sich faul und träge – und sofort meldet sich das schlechte Gewissen mit der Frage: Darf ich mich einfach mal hängen lassen? Smartphone aus, Füße hoch und keinen Schritt weitergehen? Besser nicht, denken wir. Müßiggang, so heißt es schließlich bedrohlich, ist ja angeblich aller Laster Anfang. Süßes Nichtstun wirkt im Zeitalter der Workaholics höchst verdächtig. Dabei ist es eigentlich eine ganz natürliche kerngesunde Sache und macht auch noch Spaß. Denn alles, was der Lebenserhaltung des Menschen dient, belohnt die Natur mit Lust: Essen, Trinken, Schlafen, Sex und Nichtstun.

Schädliche Stressstoffe abbauen

Während ständige Anspannung viele Vitalstoffe verbraucht, das Immunsystem angreift, uns früher altern lässt und die geistige Leistungsfähigkeit reduziert, entspannen sich beim Faulenzen die Muskeln. Der Körper baut schädliche Stressstoffe ab und liefert neue Kraft. Ein starkes Immunsystem ist das beste Selbstheilungsprogramm des Menschen. Es funktioniert aber nur, wenn es gut gepflegt wird – durch gesunde Ernährung, genügend Schlaf und Regenerationsmöglichkeiten. Faulheit darf also ruhig zum Gesundheitsprogramm gehören.

Nicht anstrengend oder leistungsbetont

Wer sich hin und wieder lustvoll entspannt, ist noch lange kein hoffnungsloser Faulpelz. Fit durch Faulheit – das muss nicht immer Nichtstun im Liegestuhl sein. Für motorisch veranlagte Menschen ist ruhiges Gehen oder leichtes Tanzen Erholung. Andere legen sich in die Badewanne. Manche mögen Massage, Meditation, Musik hören oder Märchen lesen – alles wirkt, solange es nicht anstrengend oder leistungsbetont ist.

Beim Faulsein kreativ werden

Die großen Kreativen holten sich ihre Kraft übrigens schon immer beim süßen Nichtstun. Der russische Dichter Dostojewski verbrachte ganze Sommer tatenlos am Strand. Am Ende hatte er zwar keine Zeile auf dem Papier, dafür aber den Kopf voller Ideen. Er tankte solange Kraft, bis ihn das Nichtstun langweilte. Diogenes, der Denker, soll Ruhe in einer Regentonne gesucht haben. Als Alexander der Große den Philosophen sah, wollte er ihm einen Wunsch erfüllen. Diogenes war aber zu faul, die Behausung zu verlassen, und bat nur: „Geh mir aus der Sonne.“ In der Tonne entwarf er seine berühmte Lebensphilosophie. Große Geister sehen die Langeweile als Schwelle zu großen Taten, als Mutter der Musen, Quelle zu Inspirationen, als notwendige Voraussetzung, um das Hirn zu Höchstleistungen bringen.

Wie wird Nichtstun zum Hochgenuss?

Das Geheimnis der Genies ist aber nicht die Faulheit pur. Denn nur im Wechselspiel mit Powern wird Nichtstun ein Hochgenuss. Vor allem wer sich auf den Lorbeeren des anstrengenden Tages ausruht, erlebt wirkliches Glück. Wer sich hingegen hinlegen muss, ohne es zu wollen, macht Höllenqualen durch. Unfreiwillig zum Nichtstun verdammt? Das kann schlimm sein. Arbeitslose wissen das allzu gut.

Erfolgreich faulenzen will gelernt sein

Die Kunst des erfolgreichen Faulenzens will gelernt sein. Mut zur Muße müssen viele Menschen erst entwickeln. Denn die körperliche Entspannung beginnt im Kopf. Der Schriftsteller Oscar Wilde wusste, warum wir uns damit so schwer tun: „Gar nichts tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.“

Foto: gomezmarinsamuel2 auf Pixabay

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