Mehrgnerationen-Häuser

Mehrgenerationen-Häuser: Hauptsache wir sind nicht allein

Jeder Zweite würde im Ruhestand am liebsten in Mehrgenerationen-Häusern leben

Die Angst vorm Alleinsein ist groß – und die Aussicht, den Lebensabend im Altersheim zu verbringen, nicht gerade erfreulich. Könnten die Deutschen es sich aussuchen, würde die Hälfte am liebsten später in einem Mehrgenerationen-Haus leben. Und wenn das nicht klappt, wäre für 39 Prozent auch das Zusammenwohnen mit Gleichaltrigen als Alters-WG eine willkommene Alternative zum Wohnen als Single oder als Seniorenpaar. Das hat eine repräsentative Studie der BHW Bausparkasse ergeben. „Die neue Generation der jungen Alten schickt sich an, das Wohnen in den reifen Jahren deutlich dynamischer zu gestalten“, heißt es bei der BHW. 49 Prozent der über 60-Jährigen suchen die Gemeinschaft unter einem Dach; bei den über 50-Jährigen sind es sogar 60 Prozent.

Mehrgenerationen-Häuser werden gefördert

Die Bundesregierung fördert bereits Mehrgenerationenhäuser mit einem speziellen Programm. Der weitere Ausbau ist geplant. „In gemischten Hausgemeinschaften können die Generationen durch gemeinsame Aktivitäten und ebenso durch geteilte Kosten profitieren“, sagt Dr. Jörg Koschate, Mitglied des Vorstandes der BHW Bausparkasse. „Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel bei den Vorstellungen vom Leben und Wohnen im Alter.“ Als Folge der seit langem sinkenden Geburtenrate braucht es ohnehin mehr Miteinander. „Mehrgenerationen-Häuser öffnen dafür eine soziale Infrastruktur“, erläutert der Experte. Vor allem Frauen suchen offenbar nach Wohnmodellen der Zukunft. „Sharing Economy“ beim Wohnen ist bei ihnen stark gefragt: 44 Prozent der weiblichen Befragten gegenüber 34 Prozent der männlichen können sich das Leben in einer gemeinschaftlichen Senioren-WG gut vorstellen.

Nicht nur wirtschaftliche Vorteile

Mehrgenerationen-Häuser, wie sie im Trend sind, haben nicht nur wirtschaftliche Vorteile. Die junge und die ältere Generation verspricht sich davon häufig ein Leben wie in der früheren Großfamilie, in der Großeltern, erwachsene Kinder und Enkel unter einem Dach lebten. Solche Wohngemeinschaften von Jung und Alt verfolgen oft ein ehrenwertes Ziel: „Wir stehen füreinander ein, helfen uns gegenseitig und sorgen dafür, dass niemand allein bleibt.“ Die Generationen profitieren voneinander, indem einer den anderen mit den eigenen Fähig- und Möglichkeiten unterstützt. Die Mitglieder der Gemeinschaft müssen nicht verwandt sein. Sie finden sich, weil sie gemeinsame Interessen haben. Kann das gut gehen? Die Antwort ist ähnlich wie in einer Studenten-WG: Es kommt auf die Erwartungen an. Ob als Zweckgemeinschaft aus ökonomischen Gründen oder aus emotionaler Verbundenheit – solange das Geben und Nehmen ausgeglichen ist, kann eine Generationen-WG sehr gut funktionieren. Doch Familien, die ein Mehrgenerationen-Haus gründen oder in eins einziehen wollen, sollten bedenken, dass die unterschiedlichen Erwartungen nicht so leicht erfüllbar sind.

Urlaube und Schnuppertage als Test

Da ist zum Beispiel die verwitwete Großmutter, die nicht allein leben möchte. Ihre eigenen Kinder und Enkel wohnen weit weg. Im Mehrgenerationen-Haus ist sie dafür umgeben von vielen kleinen Kindern. Einige holt sie regelmäßig in der Kita ab, andere übernachten auch mal bei ihr. Doch die jungen Eltern sind beide berufstätig, immer im Stress und haben keine Zeit für Gemeinsamkeit. Die ältere Mitbewohnerin ist zwar ein beliebter Babysitter, doch was wird später, wenn die Jüngeren ausgleichen sollen, was sie heute leistet? Wenn sie wirklich ein Pflegefall würde, wäre gar keiner da, der sich um sie kümmern könnte. Die Idee von einer Lebensgemeinschaft ist schnell kaputt, wenn eine Seite sich ausgenutzt fühlt und keine Gegenleistung erkennt. Da dieses Familien(ersatz)-Modell selbst gewählt ist und sich nicht zwangsläufig ergibt, haben alle Beteiligten genug Zeit, darüber nachzudenken, ob es eine geeignete Wohnform ist. Man sollte sehr kompromissbereit sein, die Bedürfnisse der anderen respektieren können und die Erwartungen an die Gemeinschaft schon im Vorfeld klären. Gemeinsame Urlaube oder Schnuppertag in bestehenden Häusern sind ein guter Test, ob es klappen kann.

Foto: Albert

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