Wie Kinder lernen, sich allein zu beschäftigen

So lernt Ihr Kind, sich allein zu beschäftigen

Wie Eltern es schaffen, dass der Nachwuchs auch mal eine Zeit alleine spielt, ohne zu stören

Es ist ein Traum vieler Eltern: Während sie selbst in Ruhe am Computer sitzen und arbeiten, spielt das Kind selig in seinem Zimmer und taucht erst wieder auf, wenn alle mal eine Pause brauchen. Fast zu schön, um wahr zu sein. Denn im Alltag gelingt das kaum – und wenn doch, ist es eher ein glücklicher Zufall als das Ergebnis einer gezielten Maßnahme in Sachen Selbst-Beschäftigen. Ansonsten tappen die Kleinen gefühlt alle fünf Minuten ins Zimmer, weil sie nichts mit sich anzufangen wissen. Lässt sich das vermeiden, wenn es drauf ankommt?

Schon Babys können sich allein beschäftigen

In erster Linie hängt es vom Alter ab. Bis zum dritten Lebensjahr haben Eltern häufig das Gefühl, dass ihr Nachwuchs immer am Rockzipfel hängt und es unmöglich ist, ihn auch nur mal ein paar Minuten außer Sichtweite zu lassen. Doch der Eindruck täuscht. Schon Babys können sich zumindest eine Zeitlang selbst beschäftigen. Das erkennt man, wenn sie etwas erforschen, also zum Beispiel ein Spielzeug angucken, anfassen, in den Mund stecken, umdrehen, fallen lassen und wieder aufheben.

Alleine spielen, aber Nähe spüren

Im zweiten Lebensjahr geht schon sehr viel mehr. Da kann es durchaus Phasen geben, in denen ein Kind eine halbe Stunde an einer Beschäftigung dranbleibt – wenn es sich sicher fühlt und nicht gestört wird. Die meisten kleinen Kinder mögen es, wenn sie in der Nähe der Eltern oder der großen Geschwister spielen dürfen und die Großen dabei sehen und hören können. Das kann man fördern, indem man ein wenig Starthilfe gibt. „Hier sind deine Bausteine. Wollen wir einen Turm bauen?“ Am Anfang spielen Mutter oder Vater mit, legen die Grundsteine und fordern das Kind auf, das auch zu tun. Ist das gelungen, ziehen die Eltern sich zurück, ohne weit weg zu gehen. Sie können dann immer noch eingreifen, wenn das Kind nicht allein zurecht kommt.

Ich bin gleich zurück“

Trotzdem sind Kinder unter drei naturgemäß sehr selbstbezogen und verlangen mit Nachdruck, dass ihre Wünsche umgehend erfüllt werden. Sie sind zu diesem Zeitpunkt einfach noch zu klein, um ein Gefühl für Zeit zu entwickeln und gezielt eine Viertelstunde nicht zu stören. Trotzdem kann man sie anregen, sich selbst zu beschäftigen. Das klappt zum Beispiel, indem man Spielzeug in den Raum legt, in dem die Eltern gerade sind. Schon Eineinhalbjährigen können Erwachsene erklären, dass sie – bei geöffneter Tür – mal kurz das Zimmer verlassen, aber gleich zurück sind.

Eine Stunde ist verhandelbar

Sind die Kinder etwas größer, also vier, fünf oder sechs Jahre, spielen Sie häufig von selbst allein in ihrem Zimmer. Auch dabei kann es hilfreich sein, wenn Erwachsene zumindest in Rufweite bleiben. Ab etwa fünf Jahren kann man schon mit Kindern verhandeln und ihnen erklären „Ich mache jetzt mal etwas anderes und möchte nicht gestört werden.“ Die ersten Probedurchläufe sollten nicht länger als ein paar Minuten sein. Eltern müssen dabei ihr Wort halten und wieder auftauchen, beziehungsweise das Kind wiederkommen lassen, wenn die versprochene Zeit um ist. Bei Schulanfängern ist auch schon mal eine Stunde verhandelbar. Damit das Kind sich orientieren kann, hilft ein Wecker oder eine Eieruhr.

Auch Eltern sollten nicht stören

Sollte das Kind so selig spielen, dass es die Zeit vergisst, gilt „Bitte nicht stören“ auch für Eltern. Wenn sie sich jetzt einmischen, wird das Kind unnötig unterbrochen und die Maßnahme kontraproduktiv. Das Kleine soll ja schließlich lernen, sich alleine zu beschäftigen. Solange das Kind nicht auftaucht, weil es eventuell Probleme hat, dürfen Eltern sich zurücklehnen und entspannt abwarten.

Foto: pezibear/pixabay.com

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