Warum Kinder spielen müssen

Warum Spielen Kinder schlau und selbstbewusst macht

Mit Spielzeug, das die Phantasie anregt, lernt der Nachwuchs ganz ohne Zwang und Druck

Emily ist vertieft in eine phantastische Welt. Vor ihr entsteht ein Schloss aus bunten Bausteinen, in das sie einziehen wird. Als Prinzessin versteht sich. Draußen drohen unsichtbare Krokodile, doch die können Emily nichts anhaben. Das Mädchen achtet darauf, dass jeder Baustein sitzt. Da wird kein Krokodil durchkriechen. Hoch konzentriert und voller Vorfreude aufs Spielen ist die Fünfjährige hundertprozentig bei der Sache. „Na los, Emily, nicht immer nur spielen, denk` mal ans Aufräumen und Flöteüben. Du musst doch auch was lernen.“ Mit diesen Worten reißt die Mutter die ihr Kind aus der Phantasiewelt, die in diesem Moment für Emily zusammenbricht.

Ich arbeite an meiner Persönlichkeit

Wenn sie könnte, müsste Emily jetzt einen Vortrag halten, der ungefähr so klingt: „Mama, bitte störe mich nicht. Ich arbeite gerade an meiner Problemlösungskompetenz, trainiere mein Konzentrations- und mein Vorstellungsvermögen. Nebenbei schule ich auch noch meine feinmotorischen Fähigkeiten und mein Verständnis für Farben und Formen. Ist doch logisch, dass das gut für meine Persönlichkeit, mein Sozialverhalten und mein Selbstvertrauen ist, oder ? Also, bitte, wenn du willst, dass ich was lerne, dann lass’ mich spielen. Das bringt mir mehr als jedes Förderprogramm.“

Phantastische Entwicklungsförderung

Emily hätte Recht. Bei kleinen Kindern ist Spielen Lernen. Das war schon immer so. „Kinder müssen spielen“, sagt der renommierte Erziehungs-Experte Wassilios E. Fthenakis, Professor für Entwicklungspsychologie und Anthropologie, „und zwar jeden Tag und in jeder Altersstufe.“ Es gibt nichts anderes, das ihre Entwicklung auf so phantastische Weise fördert. „In bestimmten Phasen ist Spielen der Hauptinhalt des Kinderlebens“, erklärt der Professor.

Beim Spielzeug ist weniger mehr

Jungens und Mädchen werden dadurch kreativ. Sie können sich freuen und Enttäuschungen verarbeiten, Rollen tauschen und die eigenen Kräfte messen. Trainiert werden wichtige Eigenschaften wie Toleranz, Geduld und Verständnis füreinander – und zwar von ganz allein, ohne dass Erwachsene eingreifen sollten. Das müssen sie nur bei der Auswahl des Spielzeugs. Denn heute hat fast jedes Kind mehr als genug davon. Das Angebot ist so groß, dass Eltern nach der Devise „Weniger ist mehr“ vorgehen sollten. Fachleute empfehlen Spielzeug, das weder unter- noch überfordert, das nicht durch Reizüberflutung langweilig wird, Spaß macht und die Entwicklung fördert.

Von der Puppe bis zum Lernspiel

Welches Spielzeug gehört dazu? Kleinkinder unter drei Jahren sollten zum Beispiel Tiere zum Nachziehen oder Schieben, Bilderbücher, Kinderlieder, großteilige Puzzles, Bauklötze, Puppen, Stofftiere, Spielzeugautos oder das gute alte Schaukelpferd haben. Im Kitaalter wollen die Kleinen sich vor allem bewegen. Jetzt sind Bälle, Dreirad, Roller, Schlitten oder Go-Kart sinnvolle Geschenke für draußen. Drinnen wird mit Leidenschaft gemalt, kombiniert, gebaut, geknetet und gebastelt. Kleine Spiel-Küchen, Bauernhöfe oder Arztkoffer fördern Rollenspiele. Bilderbücher, Geschicklichkeits- und Gedächtnis-Spiele sind genauso beliebt wie Musikspielzeug. Im Schulalter fördern Fahrräder oder Inline-Skates, Rechen-, Schreib- und Unterhaltungsbücher, sinnvolle Computer-Lernspiele, Gesellschaftsspiele oder Bastel- und Konstruktionsbaukästen am besten.

Foto: Zhenzhong Liu/unsplash.com

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Wenn Kinder nichts erzählen: Diese Tricks helfen

So trösten Sie Kinder, wenn das Haustier stirbt

Sanfte Hilfe für hochsensible Mädchen und Jungen

Heimlich gesund: So kommt Spitzkohl ins Kind

Ein guter Vater sein: Mehr Liebe und öfters lachen