Erwachsene haben die Qual der Wahl: Schenken nach Wunschzettel oder pädagogischem Wert?
Das Spielzeugparadies flatterte uns per Katalog ins Haus. Sehr praktisch, dachte ich. Den legen wir den Kindern einfach hin – und dann sollen sie uns zeigen, was sie sich zu Weihnachten wünschen. So können wir wenigstens nichts falsch machen, und die Kleinen haben die Wahlfreiheit. Cleverer Zusatz (dachten wir): Die wichtigsten Objekte der Begierde werden ausgeschnitten und dann in Eigenregie auf den Wunschzettel geklebt – zum Weiterleiten an alle himmlischen und irdischen Projektmanager in Sachen Geschenke-Beschaffung: vom Weihnachtsmann über Patentante Tina bis zu Großvater Jürgen.
Zu viel Auswahl führt zu Tränen
Der Plan war theoretisch nicht schlecht, doch das Glück nur kurz. Nach intensivem Katalog-Studium und viel Geschnipsel flossen Tränen. Unser dreijähriger Sohn hatte alles herausgerissen, was schön bunt war, und die große Schwester war gerade dabei, seinen verklebten Zettel eigenhändig zu stutzen: „Alles geht nicht. Du musst was aus den Jungens-Seiten nehmen. Der Rest ist für mich.“ Puh! Uns war schnell klar, dass wir Vorgaben machen müssen – natürlich liebevoll, ohne die vorfreudige Stimmung zu verderben. Aber nach welchen Kriterien sollten wir vorgehen? Vernunft oder Kindergeschmack? Da prallen Welten aufeinander: Sie wollte die blondeste aller Barbies mit rosa Glitzer-Klamotten und er das Feuerwehrauto aus garantiert nicht nachhaltig produziertem Plastik mit der lautesten Sirene und der umweltfeindlichsten Batterie. Wir hatten anderes vor Augen: Eine weiche Puppe mit Schlummeraugen oder eine Holzeisenbahn fürs Leben. Unzerstörbar, umweltfreundlich, allzeit einsatzbereit ohne Krach und Strom und noch für die Urenkel eine Sensation.
Mit Herz und Verstand schenken
Natürlich hätten wir die neuen Winterstiefelchen, das fünfte Paar Handschuhe und die Packung Buntstifte auch gerne mit ins Weihnachtsbudget hineingerechnet. Doch die langen Gesichter unterm Tannenbaum wollten wir uns ersparen. Schließlich können Kinder schon sehr genau unterscheiden zwischen Geschenken und Dingen, „die ich auch so gekriegt hätte“.
Wie gelingt trotzdem eine gute Mischung aus Sinnvollem und Ersehntem? Experten raten zum Aufteilen: Ein echter Herzenswunsch (und sei er noch so unvernünftig) sollte erfüllt werden. Beim Drumherum lassen Eltern Weitblick walten. Hier ist alles geeignet, was beim Spielen vielseitig, lange haltbar, frei von Schadstoffen, geschlechtsneutral ist und die Phantasie anregt. Bausteine, Holzklötze, Figuren, Spielhäuser oder Konstruktionsspielzeug gehören dazu. Kuscheltiere, Verkleidungssachen, „echte“ Welten in Miniatur und Bewegungsspielzeug sind bei Mädchen und Jungen gleichermaßen beliebt. Bei der Menge gilt heute im Zweifelsfall: Weniger ist mehr. Da Kinder meist von der ganzen Familie beschenkt werden, sollten Eltern ihre Geschenk-Ideen ruhig auf Großeltern, Tanten und Onkel verteilen.
Foto: Albert