Wenn Kinder viel alleine spielen

Wenn Kinder viel alleine spielen – was steckt dahinter?

Außenseiter oder Glückskind? Müssen Eltern sich Sorgen machen, wenn ihr Kind viel alleine spielt?

Mia (4) ist seit einem halben Jahr im Kindergarten. Sie geht nicht übermäßig gerne dorthin, aber auch nicht so ungern, dass sie lieber zu Hause wäre. Zum Bedauern ihrer Eltern erzählt sie nicht viel von ihrem Alltag in der Gruppe. Hat sie Freunde? Was spielt sie? Mit wem am liebsten? Wie verhält sie sich gegenüber Gleichaltrigen? Mia selbst ist bei diesem Thema recht schweigsam. Klar, hat sie Freunde, sagt sie. Doch das glaubt ihre Mutter nicht so recht. Denn immer wenn sie ihre Tochter abholt, steht die im Abseits. Auf dem Spielplatz buddelt sie allein in einer Ecke herum, im Toberaum holt sie sich einen Teddy und guckt zu, wie die Größeren hüpfen. Offenbar orientiert Mia sich lieber an den Älteren, doch die behandeln sie nach Ansicht ihrer Mutter häufig schlecht. Für die Vorschüler ist die Vierjährige „baby“. Nun überlegen Mias Eltern, was sie tun sollen. Braucht die Kleine Hilfe, um schneller Anschluss zu finden? Oder soll man sie einfach in Ruhe lassen, wenn sie allein offenbar nicht unglücklich ist?

Kinder haben unterschiedliche Kontaktbedürfnisse

Zuerst einmal müssen Eltern wissen, dass Kinder sehr unterschiedliche Kontaktbedürfnisse haben. Zurückhaltende Mädchen und Jungen brauchen einfach länger als andere, um Vertrauen zu fassen und in einer neuen Umgebung genauso selbstbewusst zu sein wie zu Hause. Ähnlich wie Erwachsene fühlen manche sich nur im Getümmel richtig wohl, andere sind zufrieden, wenn sie wenige und zeitweise auch gar keine Menschen um sich herum haben. Wenn Kinder viel alleine spielen, ist das grundsätzlich kein schlechtes Zeichen. Im Gegenteil: Wer mit sich selbst etwas anzufangen weiß, ist meist mit Phantasie gesegnet. Diese Mädchen und Jungen können alleine im Spiel aufgehen, sind häufig überdurchschnittlich begabt. Möglicherweise langweilen sie sich mit Gleichaltrigen und orientieren sich an Älteren, auch wenn sie bei denen nur zugucken dürfen. Kleine Einzelgänger kommen gut mit Phantasie-Freunden zurecht. Hund, Katze oder Kuscheltier – stille Begleiter ersetzen zeitweise echte Freunde.

Ein zufriedenes Kind braucht keine Hilfe

Wenn ein Kind viel alleine bleibt, fragen Eltern sich natürlich: Wo ist die Grenze zwischen selbstgewähltem beglückendem Alleinsein und der Einsamkeit eines Außenseiters? Das können Erwachsene leicht erkennen, wenn sie ihr Kind genau beobachten. Ist es zufrieden? Wirkt es glücklich? Ist seine Stimmung ausgeglichen? Begibt es sich gerne unter Kinder und beschäftigt sich dort aber am liebsten allein? Dann gehört es höchstwahrscheinlich zu den stillen Menschen, um die man sich keine Sorgen machen muss. Das Kind ist eben ein Einzelgänger, der später vielleicht wenige, dafür aber gute Freunde hat. Stille Wasser sind bekanntlich tief. Hat das Kind hingegen oft Angst? Reagiert es in Gruppen aggressiv? Weint es viel? Wird es von anderen geärgert? Spüren die Erwachsenen, dass es sich nicht wohl in seiner Haut fühlt? Dann sollten sie ihm in Sachen Kontaktaufnahme ruhig auf die Sprünge helfen.

Freunde einladen und zu Kontakten ermuntern

Das fängt schon in den ersten Lebensjahren an. In Krabbel- und Spielgruppen lernen bereits die Kleinsten den Umgang mit Gleichaltrigen. Hier finden vor allem Einzelkinder Ersatz für fehlende Geschwister. Eltern können ihre Kinder ermuntern, Freunde zu sich nach Hause einzuladen. Oder sie laden andere Eltern mit einem Kind zu sich ein, das zum eigenen passen würde. Aber Vorsicht: Zwingen Sie keinem Kind Kontakte auf. Verlangen Sie auch nicht „Jetzt geh doch mal zu den anderen auf dem Spielplatz“. Solche Sätze verunsichern nur. Kinder suchen sich ihre Freunde am besten selber aus. Auch die Erzieher in der Kita können versuchen, ein ängstliches Kind in die Gruppe einzubinden. Sportvereine oder Musikkreise fördern ebenfalls die Gruppentauglichkeit. Wenn alle Maßnahmen nicht helfen, sollten Eltern sich nicht scheuen, Erzieher, Lehrer, Kinderärzte oder Experten einer Erziehungsberatungsstellen um Hilfe zu bitten.

 

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