Zoo, Zauberer oder Kletterpark? Beim Kindergeburtstag geraten Eltern in Event-Zwang
VON KRISTINE KÜHL
Kindergeburtstag? Das ist heute vor allem ein Wetteifern ums tollste und teuerste Event. Wehmütig erinnern Eltern sich an ihre eigenen Kindergeburtstage. Dosenwerfen, Sackhüpfen, Rumtoben, Würstchen mit Kartoffelsalat. Erschöpft, aber glücklich einschlafen. Das war‘s, und es war schön. Heute wäre das unmöglich, befürchten die meisten. Eltern fühlen sich unter Druck gesetzt, wenn ihre Kinder zu extravaganten und teuren Veranstaltungen eingeladen werden und sie selbst „nur“ zu Hause feiern.
Den Kindergeburtstag in fremde Hände geben
Schon im Vorschulalter scheinen Kuchen, Geschenke und Spiele mit Freunden nicht mehr auszureichen. Immer mehr Familien geben die Planung und die Feier in fremde Hände oder buchen ein Angebot außer Haus. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manchmal fehlt schlichtweg der Platz. Einige Eltern trauen sich den Nachmittag mit den quirligen Gästen nicht zu. Sie fürchten, dass die Kinder sich langweilen, streiten oder unzufrieden sein könnten. Andere haben keine Zeit für die Vorbereitungen oder scheuen Schmutz, Lärm und Chaos im Haus. Eine Reihe von Veranstaltern nehmen den Eltern ihre Sorgen ab und versprechen „die kleine Geburtstagsgesellschaft maximal zu bespaßen“, wie ein Anbieter im Internet verkündet. Das Angebot ist vielfältig. Je nach Alter und Geschlecht der Geburtstagskinder reicht es von Koch- und Bastelnachmittagen über Zoo und Zauberer bis hin zum professionellen Rockstar-Feeling im Tonstudio oder einem Bildungsnachmittag im Museum.
Ein Kinderfest zu Hause kann Spaß machen
Schade eigentlich, denn das Outsourcen wird häufig nur aus Prestige-Gründen gemacht. „Ich habe Spaß daran, so ein Fest vorzubereiten, zu dekorieren und mit den Kindern zu spielen, auch wenn es anstrengend ist“, sagt Sonja (45). Mittlerweile hat sie mit ihren beiden Söhnen schon auf dem Indoor-Spielplatz, im Kletterpark und in einem Fußballclub gefeiert. Aus Pflichtgefühl und nicht, weil es Spaß macht. Hinfahren, warten und wieder abholen. „Das ist doch kein richtiges Fest mehr“, sagt sie.
Den guten alten Kindergeburtstag wieder beleben
Also warum nicht mal dem Retro-Trend folgen und den traditionellen Kindergeburtstag wieder aufleben lassen? Topfschlagen, Mumienwickeln, Luftballontanz und Eierlaufen als super-hip anbieten. Oma und Opa haben da sicher auch noch ein paar Ideen. Sonja hat es doch mal ausprobiert. „Johanns achter Geburtstag im November war der Hit.“ Nach dem Kuchenessen staunten die Gäste über die alten Kinderspiele. Zum Abendessen gab es Hot Dogs, die sich jeder nach Geschmack zusammenstellen konnte. Ein wunderbares Fest, von dem nicht nur die Eltern, sondern auch zehn Jungs begeistert waren. Auch wenn es einiges an Vorbereitung gekostet hat, freut sich Sonja: „Die Kinder wollen nächstes Jahr wieder genauso feiern.“
Foto: pixabay.com
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