Hört mein Kind gut genug?

Frühzeitig zum Test: Hört unser Kind richtig?

Wenn Babys schlecht hören, fällt das oft nicht auf. Dann drohen Entwicklungsstörungen

Manchmal überkommt Leos Eltern ein quälender Gedanke: Was wäre wenn? Wenn nämlich Leo im Kindergartenalter nicht zufällig bei einem Hals-Nasen-Ohrenarzt gelandet wäre, der Schwerhörigkeit diagnostizierte und dem Kind mit einem Hörgerät half. Leos Mutter erinnert sich noch an die Zeit, als ihr Sohn „total zurückgeblieben“ wirkte. Er sprach nicht, spielte kaum mit anderen, reagierte aggressiv, wenn jemand auf ihn zukam. Zu Hause und überall, wo das Kind mit anderen zusammen war, fiel häufig der Satz: „Kannst du nicht hören?“

Hörprobleme rechtzeitig erkennen

Genau das konnte der Junge tatsächlich nicht, zumindest nicht ausreichend. Im Nachhinein tut es seinen Eltern immer noch weh: „Wenn wir gewusst hätten, dass er wirklich schlecht hört, hätten wir ihm und uns viele Katastrophen erspart“, sagt seine Mutter heute. Leo ist jetzt zehn, besucht die vierte Klasse, hat Freunde und ist ein guter Schüler. Im nächsten Jahr soll er zum Gymnasium. Von wegen zurückgeblieben. Er hatte Glück, dass sein Problem noch rechtzeitig erkannt wurde.

Erhöhte Quote nach Risikoschwangerschaften

Nach Schätzungen der Fördergemeinschaft Gutes Hören kommen in Deutschland zwei bis fünf von tausend Kindern mit einer Hörstörung zur Welt. Bei Risikoschwangerschaften liegt die Quote zwanzig Mal höher. Je früher die Hörstörung erkannt wird, desto größer ist die Chance, sie erfolgreich zu korrigieren und Entwicklungsstörungen zu verhindern. Deshalb sollten Eltern und Erzieher auf mögliche Anzeichen für frühkindliche Hörstörungen achten und regelmäßig zu den entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen gehen.

Eltern können Hörprobleme bemerken

Bei folgenden Anzeichen sollten Erwachsene stutzig werden:

  • wenn das Baby bei lauten Geräuschen nicht erwacht und sich nicht erschrickt.
  • wenn es keine Geräusche nachmacht.
  • wenn es auf Geräusche nicht reagiert, die von außerhalb seines Blickfeldes kommen.
  • wenn es häufig Ohrenentzündungen hat.
  • wenn das Kleinkind in seiner Sprachentwicklung stehen bleibt, also keine Fortschritte mehr macht.

Sprechen lernen durch Hören

Viele Probleme lassen sich heute mit speziellen Kinder-Hörgeräten ausgleichen. Passiert das nicht, bleiben die Kinder möglicherweise in verschiedenen Entwicklungsbereichen zurück. Denn nur wer gut hört, kann zum Beispiel auch gut sprechen lernen. Schon in den ersten Lebensmonaten werden im Gehirn des Babys die vielfältigen Vernetzungen des Hörsinns verknüpft.

Von Sprachklängen bis zum Gespräch

Ein Kind, das normal hört, entwickelt seine Sprache innerhalb von etwa drei Jahren in Etappen: Von Geburt an kann es Sprachklänge hören, speichern und bewerten. Mit einem halben Jahr nimmt es die Umgebung wahr, hört Wortteile heraus und ahmt Gehörtes nach. Kurz vorm ersten Geburtstag stellt es mit ersten Wortschöpfungen Beziehungen zur Umgebung her. Das Baby und seine Familie beginnen, sich über Worte zu verstehen. Ab achtzehn Monaten kann es dann erste kleine Gespräche führen und „analysieren“, was andere sagen. Mit drei Jahren versteht es Sprache und Inhalte. Ein halbes Jahr später gehen die meisten gesunden Kleinkinder sicher mit der Sprache um.

Hörschäden mit Verhalten kompensieren

Wichtig zu wissen: Wenn ein Kind nur leichte Hörschäden hat, kann das auch trotz sorgfältiger Beobachtung gar nicht auffallen. Schwerhörige Kinder haben sich häufig schon Verhaltensweisen angewöhnt, um den unbewussten Mangel zu kompensieren. Das kann dann nur ein Facharzt feststellen. Im Zweifelsfall sollten Eltern lieber einmal zu viel als einmal zu wenig einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen.

Foto: tung256/pixabay.com

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Wenn Kinder viel alleine spielen – was steckt dahinter?

Manche Spielzeuge sind viel zu laut für kleine Kinder

Wie viel Schlaf brauchen Kinder eigentlich?

Zähneputzen bei Kleinkindern: So geht es am besten