Wer Schenken nicht als lästige Pflicht empfindet, belohnt sich selbst damit
Nur unter dem Kosten-Nutzen-Aspekt betrachtet, sind Geschenke schlichtweg überflüssig. Wir bezahlen dafür ohne den genauen Gegenwert zu kennen. Wir wissen nicht, ob sich der Beschenkte überhaupt freut. Vielleicht nötigen wir anderen damit einfach Dank ab und bringen sie in Zugzwang, uns etwas zurückzuschenken – ob sie wollen oder nicht. Dann ist ein Wechselspiel eröffnet, bei dem viel Krempel hin- und hergeschoben wird. Mehr mit Frust als mit Lust. Aus einem unbedachten Präsent entsteht die Pflicht zur Dankbarkeit und eine gewissen Schuld, die durch Gegengeschenke abgebaut werden muss.
Bedürfnis nach Gemeinschaft
Das ist wenig erfreulich. Trotzdem sind Geschenke nicht auszurotten. Allein zu Weihnachten gibt jeder Deutsche im Durchschnitt 500 Euro für Präsente aus. Geschenke hat es immer gegeben, und wird sie auch weiterhin geben. Denn unabhängig von rationalen Berechnungen befriedigen sie ein tiefes Bedürfnis nach Gemeinschaft und Verbundensein. Trotz aller Vorbehalte gilt: Schenken macht glücklich. Wenn Sie unsicher sind, ob das auf Sie zutrifft, machen Sie doch mal einen kleinen Test: Was empfinden Sie, wenn Sie ans Schenken denken? Ist es nur das Gefühl „Ich muss es machen, weil sich das so gehört, weil die anderen es auch tun, weil es meine Pflicht ist“? Dann wird die Übergabe Sie wohl nicht mit Glücksgefühlen belohnen. Ist es Ihnen aber ein tiefes Bedürfnis, werden Sie Freude dabei empfinden. Auch wenn wir nie ganz ohne Hintergedanken schenken, sind Geschenke zur Selbstbeglückung in gewisser Weise selbstlos.
Großzügige fühlen sich glücklich
Dass Schenken glücklich macht, belegten Forscher der Universität Lübeck mithilfe der sogenannten funktionellen Magnetresonanztomographie, die einen Blick ins Gehirn ermöglicht. Dafür stellten die Wissenschaftler einer Gruppe von Probanden in Aussicht, ihnen Geld zu schenken. Ein Teil der Versuchsteilnehmer durfte es behalten; der andere Teil musste versprechen, es für ein Geschenk auszugeben. Bevor das Geld ausgezahlt wurde, baten die Forscher die Versuchspersonen, Entscheidungen zu fällen, bei denen Großzügigkeit eine Rolle spielt. Dabei zeigte sich, dass diejenigen, die anderen etwas Gutes tun wollten, auch großzügigere Entscheidungen trafen.
Ein Blick ins Gehirn zeigt Glück
Offensichtlich hatte die Aussicht auf eine Wohltat dazu beigetragen. Die Großzügigen gaben auch an, dass sie sich – im Vergleich zur Kontrollgruppe — glücklicher fühlten. In den Gehirnen der Schenker-Gruppe spiegelte sich dieses Gefühl wider. Die Hirnaktivität waren in mehreren Bereichen erhöht, darunter auch Bereiche, die im körpereigenen Belohnungssystem eine wichtige Rolle spielen. Auch eine andere Studie bestätigte das. Dafür bekamen willkürlich ausgesuchte Menschen auf öffentlichen Plätzen ebenfalls Geld, das sie ausgeben oder verschenken mussten. Ein paar Stunden nach der Aktion fühlten diejenigen, die anderen eine Freude gemacht hatten, sich glücklicher als die, die sich selbst etwas gekauft hatten. Es stimmt also: Schenken aus Freude am Schenken macht glücklich.
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Foto: Albert