Bei Wetterwechsel und Temperaturschwankungen leiden viele Menschen. Was steckt dahinter?
Im April ist die Wettervorhersage für Anna von großer Bedeutung. Sie will nicht wissen, ob am Wochenende die Sonne scheint, sondern sie will erfahren, wie es ihr in den nächsten Tagen gesundheitlich gehen wird. Die Vorhersage ist für die 65-Jährige eine Prophezeiung in Sachen Wohlbefinden. Schlägt das Wetter um, kippt auch ihre Stimmung. Ob Luftdruckveränderungen, starke Temperaturschwankungen oder steigende Luftfeuchtigkeit – alles, was draußen am Himmel passiert, spürt sie im Körper. Oft sind es Kopf- oder Gelenkschmerzen, manchmal ist ihr schwindelig oder der Kreislauf schwächelt. Anna gehört zu den Menschen, denen das Wetter zu schaffen macht; sie leidet unter Wetterfühligkeit. Und sie ist damit nicht allein.
Mehr als die Hälfte der Deutschen leidet
Mehr als die Hälfte der Deutschen hält sich einer Umfrage des Deutschen Wetterdienstes zufolge selbst für wetterfühlig. Je älter wir werden, desto stärker spüren wir offenbar das Wetter. Bei den über 60-Jährigen klagen fast 70 Prozent darüber, dass Wetterveränderungen für sie unangenehm sind. Kopfschmerzen führen die Liste der Beschwerden mit fast 60 Prozent an, gefolgt von Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gelenkschmerzen. 40 Prozent aller Wetterfühligen können bei Wetterumschwüngen schlecht schlafen; fast 30 Prozent sind mindestens einmal im Jahr nicht mehr in der Lage, das zu tun, was sie sonst im Alltag machen. Was steckt dahinter?
Was ist eigentlich Wetterfühligkeit?
Unter dem Begriff Wetterfühligkeit fallen alle Beschwerden zusammen, die bei starken Temperatur- und Luftdruckveränderungen auftreten. War es gestern noch kalt und feucht, heute plötzlich heiß und trocken? Ist es viel zu kalt oder viel zu warm für eine Jahreszeit? Braut sich ein Gewitter zusammen? Droht der berüchtigte trockenwarme Fallwind Föhn? All das kann bei wetterfühligen Menschen zu gesundheitlichen Problemen oder zumindest Beschwerden führen – vor allem in Monaten wie April, in denen es immer wieder zu plötzlichen Umschwüngen kommt. Wetterfühligkeit (medizinisch Meteoropathie) gilt nicht als Krankheit, sondern per Definition als „verminderte Fähigkeit, mit den natürlichen Wetterveränderungen umzugehen“.
Reaktion auf Klimaschwankungen
Temperatur- und Klimaschwankungen senken bei Wetterfühligen möglicherweise den Blutdruck. Unsere Gefäße stellen sich – je nachdem, was der Körper tut – weiter oder enger ein. Sie „gehen mit“, wenn wir liegen oder stehen. Bei solchen Wechseln muss das Kreislaufsystem auf Trab sein, sonst kann es sich nicht anpassen (das zeigt sich zum Beispiel, wenn einem bei zu schnellem Aufstehen schwarz vor Augen wird). Genauso reagiert der Körper auf Klimaschwankungen. Wenn der Kreislauf nicht so flexibel ist, wie es Wetterkapriolen verlangen, macht der Körper schlapp.
Einbildung oder medizinischer Fakt?
Für die Betroffenen und für die Forschung stellt sich immer wieder die Frage: Ist das nur Einbildung oder Fakt? Der Zusammenhang konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden und ist medizinisch nicht nachweisbar. Nur die Statistik kann belegen, dass viele Menschen sich bei Wetterveränderung unwohl fühlen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir bei unspezifischen Symptomen gerne einen äußeren Grund suchen und das Wetter als Auslöser herhalten muss. Möglicherweise verstärken sich auch Beschwerden, die schon da sind, ohne dass das Wetter die Ursache dafür ist.
Gesund leben im festen Rhythmus
Bei wetterfühligen Menschen ist der Kreislauf oft nicht gut trainiert. Das ist kein Wunder, wenn wir den Alltag überwiegend drinnen verbringen. Dagegen lässt sich aber einiges tun. Die Betroffenen sollten viel nach draußen gehen und an der frischen Luft Sport treiben, ohne sich übermäßig anzustrengen. So lernt der Körper, sich besser an verschiedene Wetterlagen anzupassen. Warm-Kalt-Wechselduschen bringen den Kreislauf in Schwung. Sauna und Bürstenmassagen trainieren die Gefäße, die dann flexibler reagieren können. Während der kritischen Wetterumschwung-Tage sollte man sich gesund und leichtverdaulich ernähren, in einem festen Rhythmus leben, ausreichend schlafen und auf Nikotin und Alkohol möglichst verzichten. Urlaube an der See mit Reizklima oder im Gebirge sind ebenfalls sinnvoll, denn die helfen dem Körper, besser mit Klimaveränderungen fertig zu werden.
Foto: Albert/adobestock.com
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