Richtig kontern

Richtig kontern: Reagieren Sie cool auf fiese Sprüche

Gut gewappnet gegen Angriffe – Mit Vorbereitung und ein paar Tricks wird jeder schlagfertig

Die Attacken kommen meist überraschend wie aus dem Nichts. Man selbst ist so perplex über die Unverschämtheit, dass einem so schnell nichts einfällt. Betretenes Schweigen, gefühlte Demütigung, gestammelte Rechtfertigungen und später maßloser Ärger über sich selbst: „Hätte ich doch bloß einen coolen Konter auf Lager gehabt. Leider fiel mir nichts ein.“ Tatsächlich kommen die guten Ideen häufig erst später, weil man einfach nicht vorbereitet ist. Beruhigend zu wissen: Das lässt sich ändern. Niemand muss ein rhetorisches Naturtalent sein, um sich zu wehren und dabei das Gesicht zu wahren. Das nötige Rüstzeug lässt sich leicht lernen, wenn man ein paar Tricks kennt und rechtzeitig parat hat. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, möglichst geistreiche Gegenangriffe zu fahren und die Attacken per Retourkutsche zu toppen. Viel wichtiger ist es, nicht völlig verdattert zurückzubleiben, sondern die Fäden in der Hand zu halten. Hier gibt’s sieben Strategien:

1. Überraschend zustimmen

„Na, unser großer Meister ist immer noch nicht fertig?“ Die Kollegin lässt keine Gelegenheit aus, um den Youngster mit Masterabschluss vorzuführen, weil er nicht so schnell ist wie die anderen. Der muss jetzt keine Entschuldigungen erfinden, denn dann wäre der nächste Gag auf seine Kosten vorprogrammiert. Statt dessen sollte er cool bleiben: „Richtig beobachtet. Qualität braucht Zeit.“ Einen Doppelsieg fährt ein, wer den Angriff lässig abprallen lässt, indem er beim Zustimmen noch eins draufsetzt: „Gut gesehen. Ich arbeite lieber langsam, aber dafür gründlich.“ Auch ein Zitat macht sich gut: „Keine Sorge, die Letzten werden die Ersten sein.“

2. Hartnäckig nüchtern bleiben

In lustiger Runde erfordert ein schwieriges Thema längere Erklärungen. Einer bemüht sich, die zu liefern. Ein anderer fährt ihm ins Wort: „Mensch, komm auf den Punkt. Ich kürze das hier mal für uns alle ab.“ Auch wenn es wenig originell wirkt, sollte das Opfer den Angriff nicht auf sich sitzen lassen, sondern den Unterbrecher hartnäckig mit nüchternen Gegenfragen nerven: „Was soll das? Erklär mir jetzt mal genau, wann ich deiner Meinung nach nicht auf den Punkt gekommen bin?“ Wenn es Antworten gibt, werden die nicht unbedingt erhellend sein, aber immerhin unbequem für den Wortabschneider.

3. Ernsthaftigkeit reinbringen

Im Seminar hat der Dozent einen Teilnehmer auf dem Kieker. Wird jemand gesucht, um besonders blödes Verhalten deutlich zu machen, heißt es: „Stellen wir uns mal vor, Gerald würde …“ Der Dozent muss den Satz gar nicht zu Ende bringen, da hat er schon die Lacher auf seiner Seite. In der Rolle des Seminarteilnehmers kann Gerald nicht mit gleicher Münze zurückschlagen und kontern: „Wir können uns auch alle mal vorstellen, unser Dozent Andy würde …“ Es wäre nachgemacht und recht unlustig. Gerald muss die Schmach aber trotzdem nicht dulden. Eine ernsthafte Wortmeldung („mich stören die immer gleichen Witze auf meine Kosten und ich möchte dich bitten, damit aufzuhören“) nimmt nicht nur dem Dozenten den Wind aus den Segeln. Auch den anderen Teilnehmern bleibt (hoffentlich) das Lachen im Halse stecken. Spätestens dann sind die Attacken auch für den Dozenten kein Spaß mehr.

4. Rückruf auf die Sachebene

Eine leider beliebte Methode, andere herunterzumachen, besteht darin, die Sachebene zu verlassen und auf fiese Weise persönlich zu werden („typisch Frau – Da spricht der Ossi – Noch mal etwas langsamer für die Ü50? – Oh, jetzt kommt der schon wieder mit seiner Predigt“). Wer sich getroffen fühlt, muss sich nicht wegducken, sondern darf sachlich fordern: „Lassen Sie doch einfach die persönlichen Attacken und wir können zum Thema zurück.“ Man kann auch noch weiter gehen: „Haben Sie ein Problem mit mir? Wollen wir nachher mal drüber reden und jetzt hier weitermachen?“ Oder nachfragen: „War das jetzt witzig gemeint? Besteht Lachzwang?“

5. Aussagen interpretieren

Der Kunde soll den Preis drücken und scheut vor keiner Provokation zurück. „Unverschämt teuer, was Sie hier anbieten.“ Das ist keineswegs ein Grund zum Zurückrudern. Erst einmal kann eine erstaunte Gegenfrage entwaffnen: „Warum?“ Der Kunde muss sich nun genauer äußern statt nur zu stänkern. Beide Seiten gewinnen Zeit. Man kann die Forderung nach einem Preisnachlass auch interpretieren: „Wir wussten bisher gar nicht, dass Sie auf der Suche nach Billigware sind.“ Das kann den Wind aus den Segeln nehmen, denn kaum jemand möchte ernsthaft etwas „Billiges“ haben. Besonders clever gelingt der Gegenschlag, wenn man die verbale Attacke pariert, indem man sie persönlich zurückgibt. „Das sind ja hier Preise wie im Bordell“, bemerkt der Kunde. Der Konter ist naheliegend: „Wenn Sie sich da auskennen, erzählen Sie doch mal was über die Preisstruktur dort.“

6. Abwehr mit Phrasen

Dieser Trick ist relativ einfach und funktioniert zuverlässig. Wenn Ihnen jemand blöd kommt („ich hätte die Präsentation gestern schon fertig gehabt und Sie hocken immer noch daran. Geht’s noch?“) darf man ruhig den kleinen Spielverderber geben. Sprüche aus der Kategorie „Schön für Sie – Ach so – Gut, dass Sie das sagen – Na so was! – Ihr Problem – So so“ sind zwar nicht besonders originell, helfen aber, das Gesicht zu wahren.

7. Angriffsfläche entziehen

„Kein Wunder, dass dein Kind so klammert, wenn du es nie abgibst“ – „Das ist die falsche Erziehungsmethode“ – „Die Kekse sind aber nicht gesund für Kinder“. Unter Müttern oder in der Familie sind solche verletzten Bemerkungen oft an der Tagesordnung. Wer sich wie im Dauerfeuer der Kritik fühlt, weil andere ständig sticheln, kann ihnen die Angriffsfläche entziehen: „Soll ich mir ein Schild ‚Ich bin eine schlechte Mutter‘ auf die Stirn kleben?“

Foto: Albert

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