Eigenleistungen beim Hausbau sind meist schwieriger als gedacht – Hier die größten Risiken
Die Zahlen hören sich erst einmal gut an. Wer beim Bauen oder Renovieren kräftig mit anpackt, kann viel sparen. Schließlich muss man nicht bezahlen, was man selbst leistet. Banken erkennen die sogenannte Muskelhypothek als Baustein bei der Kreditberechnung an. Und das Ganze hat nicht nur finanzielle Vorteile. In Zeiten des Fachkräftemangels lassen manche Baufirmen auch Laien mit Know-how ans Werk.
Zehn Prozent Ersparnis durch Muskelhypothek
Zur Orientierung: In der Regel wird mit etwa zehn Prozent Ersparnis kalkuliert. Wer selbst zumindest auf einem Gebiet handwerklich qualifiziert ist, darf noch einmal fünf Prozent für Eigenleistungen draufrechnen. Da sind schnell zehntausend Euro und mehr gespart. Meist kalkulieren Kreditinstitute den Wert der Eigenleistungen auf maximal 30.000 Euro. Allerdings birgt das Modell Muskelhypothek einige Risiken. Hier die wichtigsten:
1. Überschätzung durch Schönrechnen
Kurze Beratung im Baumarkt, Material kaufen, einen Online-Kurs in Sachen DIY-Fliesenlegen absolvieren – und das neue Badezimmer ist übers Wochenende fertig? Keineswegs. Denn so einfach geht es selten. Nicht umsonst haben Berufe rund ums Bauen und Renovieren lange Ausbildungszeiten mit Theorie und Praxis, die sich nicht in ein paar Abendstunden lernen lassen. Wer seine Muskeln einsetzen möchte, um Kosten zu sparen, neigt dazu, sich die Sache schön zu rechnen und die eigenen Kräfte zu überschätzen.
2. Falsches Zeitmanagement
Sie sind in Vollzeit berufstätig und haben auch sonst noch einiges zu tun? Dann kalkulieren Sie Ihre Möglichkeiten realistisch. Echte Ersparnisse gelingen nur guten Hobbyhandwerkern oder Handwerkerinnen, die bis zu 20 Stunden in der Woche Zeit haben, um einigermaßen im Plan zu bleiben. Rechnen Sie damit, dass Sie im Schnitt doppelt so lange brauchen wie ein Profi. Für Heimwerker heißt das oft, neben dem Beruf noch wochenlang zu schuften.
3. Gefahren zu spät erkennen
Laien sollten die Finger vor allem von Elektroinstallationen und Sanitäranlagen lassen. Denn dabei kann man gefährliche und verhängnisvolle Fehler machen. Die Verletzungsgefahr ist groß, denn die wenigsten Hobbyhandwerker haben die richtige Ausrüstung und das perfekte Werkzeug im Haus. Muss ein Profi nachbessern, wird es oft teurer als wenn man gleich einen Fachbetrieb beauftragt hätte.
4. Den Einzugstermin verzögern
Sobald DIY-Handwerker und Profis zusammenarbeiten, kann es schwierig werden. Die Frage „Wer macht wann was?“ muss genau geklärt werden. Im Fachjargon heißt das Schnittstellen definieren. Ein Bauvorhaben darf nicht unnötig lange dauern. Das kann aber passieren, wenn Profis warten müssen, weil Laien Fehler machen und nicht schnell genug weiterkommen. Liegen Sie nicht mehr im Zeitplan, verzögert und verteuert sich der Bau. Einzugstermine müssen verschoben werden. Tipp: Machen Sie nur Sachen selber, die Sie zeitlich und räumlich unabhängig von Fachbetrieben erledigen können.
5. Kosten falsch kalkulieren
Die Materialkosten lassen sich zwar in etwa kalkulieren, das reicht aber meist nicht. Denn wer sich nicht auskennt, kauft leicht zu viel, zu wenig oder das Falsche. Stellt sich zum Beispiel heraus, dass das Material zu billig war, muss man Neues kaufen und hat schnell die doppelten Kosten. Bei Laienhandwerkern geht auch häufiger etwas kaputt. Oder Sie müssen das Werkzeug, das die Profis immer dabei haben, erst einmal kaufen oder leihen. Auch das geht ins Geld.
6. Bei der Bank zählt nicht alles
Um einen Baukredit zu bekommen, sollten Sie mindestens 20 Prozent der Gesamtsumme und die Kaufnebenkosten selber aufbringen. Einen Teil davon können Sie unter Umständen als Muskelhypothek geltend machen, um die Finanzierungszinsen zu drücken und die Wahrscheinlichkeit für eine Kreditzusagen zu erhöhen. Dafür sollten Sie genau aufschreiben, was sie selbst machen wollen und das von einem Profi bestätigen lassen. Manche Banken verlangen von Hobbyhandwerkern einen Qualifikationsnachweis. Bei der Kalkulation der Muskelhypothek dürfen Sie nur die Arbeitskosten anführen. Material zählt üblicherweise nicht.
7. Keine Gewährleistung
Es kann auch Probleme geben, wenn sich am Ende Mängel zeigen und nicht mehr klar ist, wer was zu verantworten hat. So können Gewährleistungsansprüche verloren gehen. Treten Schäden auf, zahlt schlimmstenfalls keine Versicherung, weil Arbeiten nicht fachgerecht gemacht wurden. Am besten funktioniert das Selbermachen bei Tätigkeiten, die wenig Know-how, aber körperliche Fitness, Kraft, Geschick, Ausdauer oder Geduld erfordern. Zum Beispiel alte Tapeten abkratzen, Wände glätten und streichen oder Fußbodenbeläge entfernen und neu verlegen.
8. Risiko mit Familie und Freunden
Manche Hobbyhandwerker setzen auf die Arbeitskraft von Freunden und Verwandten. Das ist natürlich praktisch und spart viel Zeit. Allerdings dürfen Helfer sich nicht einfach so ans Werk machen. Sie müssen bei der Berufsgenossenschaft Bau (BG Bau) gemeldet werden. Weil auf Baustellen öfters etwas passiert, brauchen Sie eine Bauhelferversicherung. Eventuell fragen auch Banken danach, wenn die Muskelhypothek bei der Finanzierung als Eigenleistung anerkannt werden soll.
Foto: Albert
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