Wer engen Kontakt mit Babys haben will, sollte vor der Geburt seinen Impfstatus überprüfen
VON JOSINA HENNES
Sabine und Jörg können es kaum abwarten. In zwei Monaten soll ihr erstes Enkelkind geboren werden. Klar, dass die beiden 65-Jährigen dann so bald wie möglich bei der Familie ihres Sohnes sein wollen, um das Baby zu begrüßen. „Dafür müsst ihr euch aber erstmal gegen Keuchhusten impfen lassen“, erklärt die Schwiegertochter. Hmm? „Das haben wir ja noch nie gehört. Das gab’s früher nicht“, sagt Sabine verwundert. Auch Jörg kann sich nicht erinnern, seine eigenen Eltern vor dreißig Jahren zum Impfen geschickt zu haben. Beide kramen ihre gelben Impfausweise heraus. Da steht nichts von Keuchhusten drin. Was ist jetzt zu tun?
Einzelne Keuchhusten-Impfungen gibt es nicht
Zuerst einmal sollten die beiden genau hingucken und ihren Impfstatus checken. Eventuell sind sie nämlich doch schon geimpft, wissen es nur nicht. Keuchhusten steckt in einer Kombinations-Impfung mit Tetanus und Diphtherie. Ob und wenn ja wann man die Impfung zum letzten Mal bekommen hat, zeigen die Abkürzungen DTaP oder Tdap im Impfpass. Das aP steht für Keuchhusten und DT oder Td für die Kombination aus Diphtherie und Tetanus. Einzelne Impfungen nur gegen Keuchhusten gibt es nicht. Empfohlen wird die Impfung erst seit 2009. Kein Wunder also, dass Sabine und Frank sie nicht von früher kennen.
Hochansteckende Infektion der Atemwege
Keuchhusten, medizinisch Pertussis, ist eine Infektion der Atemwege, bei der Giftstoffe die Schleimhäute der Luftwege schädigen. Infizierte sind schon hochansteckend, bevor erste Anzeichen auftreten. Vor allem für Säuglinge ist die Krankheit gefährlich, manchmal sogar lebensbedrohlich. Langanhaltende Hustenanfälle bis zu Atemstillständen, Luftnot, Lungen- und Mittelohrentzündungen gehören zu den Symptomen. Bei Erwachsenen verläuft Keuchhusten meist milder, der Heilungsprozess kann aber trotzdem bis zu sechs Wochen oder länger dauern. In der Zeit besteht die Gefahr, andere per Tröpfcheninfektion anzustecken – zum Beispiel beim Sprechen, Niesen oder Husten.
Nestschutz durch Impfung in der Schwangerschaft
Babys bilden in den ersten Wochen noch keine eigenen Abwehrstoffe gegen die Erreger. Sie bekommen den Schutz per Impfung erst nach dem zweiten Lebensmonat. Solange sind sie darauf angewiesen, dass ihre engen Kontaktpersonen keinen Keuchhusten haben. Lässt die werdende Mutter sich einige Wochen vor Ende der Schwangerschaft impfen, erhält das Neugeborene einen sogenannten Nestschutz. Das Immunsystem der Schwangeren produziert dann Antikörper, die über die Nabelschnur ans Baby weitergegeben werden.
Alle zehn Jahre eine Auffrischung
Väter, Geschwister, Großeltern, Freunde, Verwandte oder Babysitter sollten ebenfalls geimpft sein, um das Risiko zusätzlich zum Nestschutz zu minimieren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Grundimmunisierung für Säuglinge und Kleinkinder, danach Auffrischungen bei Vorschulkindern und Jugendlichen und noch einmal im Erwachsenenalter. Frauen mit Kinderwunsch, Beschäftigte im Gesundheitswesen, in Kitas oder Altenheimen und Kontaktpersonen von Neugeborenen brauchen demnach alle zehn Jahre eine Auffrischung. Dabei ist es wichtig, rechtzeitig zu einer Ärztin oder einem Arzt zu gehen, denn zwischen Impfung und erstem Kontakt mit dem Baby müssen mehr als vier Wochen liegen.
Großeltern schützen sich auch selber
Mit einer Impfung schützen Großeltern nicht nur ihr Enkelkind, sondern auch sich selbst. Denn Ältere gehören ebenfalls zur Risikogruppe, die bei Keuchhusten mit Komplikationen rechnen muss. Außerdem geht eine Infektion bei Erwachsenen nicht immer mit typischen erkennbaren Symptomen wie Husten einher. Sie wird leicht mit einer Erkältung verwechselt. Oder die Infizierten bekommen am Anfang noch gar nichts davon mit. Wer beim Blick in den Impfausweis unsicher ist, lässt sich am besten von einer Ärztin oder einem Arzt beraten. So kann auch geklärt werden, welche Kombinationsimpfung die Richtige ist
Foto: Filip Mroz auf Unsplash
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