Wichtig für die Entwicklung: Warum Kinder malen sollten

Ein Bild zu erschaffen, ist mehr als Freizeitspaß. Malen macht kreativ und hilft gegen Stress

Ein weißes Blatt Papier und ein paar dicke bunte Stifte liegen vor Leonie. Sofort hat die Vierjährige Lust zu malen – und zwar von ganz alleine. Niemand muss sie dazu anhalten. Sie greift nach ihrer Lieblingsfarbe Rot, macht erst ein bisschen „Krikelkrakel“, wie sie es selbst nennt. Dann muss ein neues Blatt her. Denn jetzt will Leonie richtig malen. Diesmal ist ihr Lieblingsmotiv dran: Mama. Arme, Beine, Bauch, Kopf, ein Lachmund und lange Haare – schon ist Mama fertig und Leonie wieder einen kleinen Schritt weiter in ihrer Entwicklung.

Die meisten Kinder malen gerne

Die meisten Kinder malen gerne. Es macht ihnen Spaß, ihre eigenen Phantasien auf Papier zu bringen. Eltern und Erzieher sollten ihnen deshalb so oft wie möglich die Gelegenheit dazu geben. Denn Malen dient nicht nur als Zeitvertreib. Mädchen und Jungen lernen dabei auf spielerische Weise vieles, was ihnen später nützlich ist. Es gibt zahlreiche gute Gründe, um möglichst oft zum Stift zu greifen. Malen…

… hilft gegen Stress Wer seine Gefühle in Bilder umsetzt, bringt zum Ausdruck, was ihn gerade beschäftigt. Der Vorgang baut Spannungen ab, weil das Kind sich mit seinen eigenen Gedanken auseinandersetzt. Das Gefühl, dass etwas Kreatives gelingt, gibt Selbstbewusstsein.

… macht aufmerksam. Wer schöpferisch tätig sein möchte, muss genau hingucken. Das schärft das Wahrnehmungsvermögen. Wenn ein Kind zum Beispiel einen Baum zeichnen will, muss es wissen, wie der genau aussieht. Jeder Spaziergang liefert Anregungen.

… schult die Feinmotorik. Einen Stift zu halten, ihn so zu führen, wie man es gerne möchte. Mit Farben arbeiten, ohne zu schmieren. Kreise, Linien, Kleckse oder „einfach irgendwas“ – all das schult kleine Hände und bereitet aufs Schreibenlernen vor.

… liefert Gesprächsanregungen. Nicht jedes Bild verrät tiefe psychologische Geheimnisse, die herausinterpretiert werden müssen. Doch die Wahl von Farben und Motiven bringt Stimmungen und Gefühle an den Tag, über die Erwachsene mit ihren Kindern ruhig reden sollten. Dinge, die ein Kind ängstigen oder es traurig machen, werden meist dunkel gemalt. Lustiges und Freundliches kommt hell aufs Papier.

… fördert die Konzentration. Gleichgültig, ob eine Eigenkreation oder eine Vorgabe aufs Papier soll oder ob es nur darum geht, eine Vorlage sauber auszumalen – jede Form des künstlerischen Schaffens erfordert Konzentration und Geduld. Je öfter ein Kind das macht, desto besser wird es darin und desto leichter fällt es ihm auch später, sich eine Weile auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

Keine Vorgaben und keine Kritik

Und nicht vergessen: Malen soll Kindern Spaß machen. Deshalb dürfen sie im Vorschulalter ihrer Phantasie freien Lauf lassen und brauchen keine Vorlagen. Vor allem sollten Erwachsene nicht schimpfen, wenn die Linien krumm und schief verlaufen oder das Kind sein Werk abbricht, bevor das Bild richtig fertig ist. Auch Vergleiche mit anderen („guck mal, Johanna ist ein halbes Jahr jünger als du und kann schon einen richtigen Elefanten malen“) frustrieren eher als dass sie beflügeln.

Foto: ©drubig-photo/www.fotolia.com

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