Privat und im Job besser mit anderen zurecht kommen – TV-Expertinnen geben Tipps
Als Talkmasterin („Britt – der Talk um eins“) ist sie unvergessen. Dass die Fernsehmoderatorin Britt Hagedorn (derzeit im SAT.1-Frühstücksfernsehen am Sonntag) auch Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf Sprache und Kommunikation ist, weiß kaum jemand. Zusammen mit der Speakerin Sabine Altena (im Bild rechts) hat sie ein Buch über Kommunikation geschrieben: Ohne Worte? Nicht mit uns! Im Gespräch verraten die beiden, worum es ihnen geht.
Ein gemeinsames Buch über Sprache – wie kam es dazu?
Britt: Meine Kinder sind inzwischen aus dem Gröbsten raus. Weil ich Lust auf Neues hatte, habe ich auf meine Talk-Erfahrungen in Kombination mit einer Ausbildung im Neurolinguistischen Programmieren gesetzt und zufällig Sabine kennengelernt. Wir ergänzen uns sehr gut. Da entstand schnell die Idee für ein Buch.
Sabine: Ich war mehr als 18 Jahre Radio- und Fernsehmoderatorin und habe danach mein eigenes Trainingsunternehmen gegründet. Als ich Britt zufällig auf Mallorca kennenlernte, merkten wir sofort, dass wir prima zusammenpassen.
Ohne Worte? Nicht mit uns! Worum geht’s?
Sabine: Letztendlich darum, bewusster mit Sprache umzugehen und sich das Leben leichter zu machen. Nicht wissenschaftlich theoretisch, sondern ganz praktisch, humorvoll und alltagstauglich. Ob Missverständnisse oder unbedachte Kommentare – häufig manövrieren wir uns mit Worten ins Abseits und wissen nicht mehr weiter. Das muss nicht sein.
Britt: Sprache ist ein unglaubliches Machtmittel. Wenn wir damit schludern, passieren leicht blöde Dinge. Das ist nur wenig bekannt, weil wir meist denken „Was soll ich da noch lernen? Ich kann doch schon sprechen.“ Das stimmt zwar, aber es heißt noch lange nicht, dass wir unsere Worte angemessen einsetzen. Wenn wir uns das klar machen, kommen wir viel besser mit anderen zurecht.
Könnt ihr ein Beispiel nennen?
Sabine: Die meisten sprachlichen Missgeschicke passieren ohne böse Absicht. Wir möchten zum Beispiel anderen helfen, indem wir ihnen vermeintlich gute Ratschläge geben. Wenn wir aber vorher vergessen, uns die Legitimation dafür zu holen, kann das ganz schnell nach hinten losgehen.
Britt: Auch beim allseits beliebten Feedback fühlt sich kaum jemand gut, obwohl wir damit viel gewinnen können. Das Thema steckt so voller Fallstricke, dass man eher gekränkt als gestärkt rausgeht. Im Umgang mit den Liebsten läuft ebenfalls oft einiges schief. Wir loben unsere Kinder in den Himmel, aber wo bleibt das Lob für den Partner oder Partnerin nach vielen Jahren Ehe? Was bewirkt eine Killerphrase à la „Du bist immer …“ oder „Nie machst du …“ beim Gegenüber?
Wer ist die Zielgruppe?
Sabine: Frauen, Männer, Berufstätige, Eltern, eigentlich alle. Ob im Job, in der Ehe oder in der Familie – jeder kann seine Kommunikation mit Achtsamkeit enorm verbessern, damit sein Denken und Handeln besser steuern und sich seltener den Tag versauen. Es ist Wahnsinn, wie Sprache unser Miteinander prägt.
Erfahren die Leser auch etwas aus dem Nähkästchen?
Britt: Klar, zum einen aus meinem bunten Leben im Fernsehen, aber auch Privates. Ich habe keine Berührungsängste mit Pleiten, Pech und Pannen. Von zerrissenen Hosen live vor der Kamera und Tränen im Seminar über fiese Versprecher in Serie bis zum weltbesten Geburtstagsgeschenk meines Mannes ist alles dabei.
Sabine: Auch ich habe kein Problem mit Peinlichkeiten. Ich musste schon Shows am Laufen halten, während die Bühne unter mir zusammenkrachte, habe in Promi-Gesprächen Namen verwechselt oder tote Technik wegmoderiert. Auch für uns gilt, was wir unseren Leserinnen und Leser raten: Es ist gut, wenn öfter mal was schiefgeht. Jede Panne macht dich stärker.
Seid ihr selbst perfekt in Sachen Kommunikation?
Sabine: Nein, auch wenn wir beruflich einen guten Wissenshintergrund haben, heißt das noch lange nicht, dass wir perfekt sind. Aber wir arbeiten dran. Wir fragen uns ja auch selbst, warum zum Beispiel in prinzipiell friedlichen Umfeldern so oft was ganz anders läuft als erwartet. Warum einer ausrastet, obwohl der andere es gut mit ihm meint. Wir werden zum Glück niemals fertig und niemals perfekt sein.
Britt: Obwohl wir Kommunikationsprofis sind, tappen wir selbst in die typischen Fallen. Auch wir meckern rum, schimpfen, übertreiben, verurteilen pauschal, stolpern verbal und rappeln uns nicht immer elegant wieder auf. Der Unterschied zwischen uns als Privatmenschen und als Kommunikationsprofis besteht darin, dass wir gelernt haben, wie es besser geht. Theoretisch zumindest. Wir können also nicht nur Tipps und Techniken, sondern auch gute Unterhaltung versprechen.
BUCH-TIPP
Britt Hagedorn und Sabine Altena: Ohne Worte? Nicht mit uns! Wie frau jede Kommunikationssituation mit links meistert, ZS-Verlag, 16,99 Euro
Foto: © 31Media GmbH, Ben Fuchs
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