Um die Lebensqualität lange zu erhalten, sollte man keine Scheu vor einem Hörgerät haben
Ein Hörgerät anschaffen? „Wenn ich erst mal so‘n Stöpsel im Ohr habe, geht‘s bestimmt noch schneller bergab“, sagt Annemarie (78), wenn ihre Kinder sie mal wieder mit Sätzen wie „Mensch, Mama, schaff dir doch mal ein Hörgerät an“ nerven. Annemarie hat einfach keine Lust, mit einem Gerät im Ohr herumzuhantieren. Außerdem glaubt sie: „Je später ich damit anfange, desto besser trainiere ich meine Ohren.“ Sollen die anderen doch etwas lauter sprechen. Leider haben die wenig Lust dazu. „Ich schreie doch schon“, sagt die Tochter manchmal.
Ein Hörgerät fördert auch das Gedächtnis
Mit ihrer Weigerung tut die Seniorin sich keinen Gefallen. Britische Forscher konnten nachweisen, dass Menschen, die ein Hörgerät nutzen, keineswegs schneller abbauen, sondern – im Gegenteil – sogar länger geistig fit bleiben. Auch fürs Gedächtnis ist es förderlich, wenn man wieder gut hören kann. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diejenigen, die lange gut denken können, eher Hörgeräte nutzen, um ihre Lebensqualität zu erhalten. Die Betroffenen fühlen sich damit wohler, sind ausgeglichener und haben bessere Kontakte zu anderen.
Hörgerät: Die Anschaffung nicht zu lange verschieben
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch andere Studien: Die Altersforscherin und Professorin Hélène Amieva von der Universität Bordeaux verglich in einer Langzeitstudie über 25 Jahre zwei Teilnehmergruppen: Ältere Schwerhörige, die Hörgeräte tragen, und solche, die dies nicht tun. Dabei bauten die Schwerhörigen ohne Hörgerät geistig wesentlich schneller ab als Hörgeräteträger, die sich in ihren Denkleistungen nicht von Normalhörenden unterschieden.
„Die Forschungen zeigen, wie wichtig es ist, gezielt aufzuklären. Viele Menschen schieben den Gang zum Hörakustiker zu lange vor sich her und nehmen bewusst oder unbewusst die Nachteile in Kauf, die unversorgte Schwerhörigkeit mit sich bringt“, sagt Burkhard Stropahl, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Gutes Hören. Unter www.fgh-info.de finden Betroffene Hörakustiker in ihrer Nähe.
Quelle: FGH, Foto: Albert