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Mehr Erfüllung im Alltag: Warum Kunst uns so gut tut

Gegen zu viel Süßes, Junkfood und Klicksucht hilft die Beschäftigung mit schönen Künsten

Ärgern Sie sich manchmal über sich selbst? Weil Sie zu viel Süßes oder Junkfood essen? Weit über den Durst trinken? Ihre Zeit mit sinnlosen Spielen totschlagen oder der Sucht nach dem nächsten Blick aufs Smartphone nicht widerstehen können, obwohl Sie eigentlich wissen, dass Ihnen das nicht gut tut? Trösten Sie sich. Sie sind damit nicht allein. Dass Sie das tun, ist verständlich. Denn unser Gehirn schüttet bei derlei Vergnügen Dopamin aus, und das macht glücklich. Leider nur kurzfristig. Also brauchen wir schnell den nächsten Kick. Essen noch mehr Süßes, trinken ein zusätzliches Glas Wein, starten wieder ein Spiel („diesmal gewinne ich“) und gucken zum zehnten Mal in einer Stunde nach neuen Likes bei Facebook. Warum machen wir das? Ganz einfach, weil wir es können. „Wir verwandeln uns mit dieser Art von vergnügungssteigerndem Verhalten in Vergnügungsjunkies“, sagt Dr. Julia F. Christensen, die für die City University London über „Vergnügungssucht in der Gesellschaft“ geforscht hat.

Für den schnellen Kick vergessen wir unsere Gesundheit

Das heißt: Wir ziehen immer die Dinge vor, die schnelle Glücksgefühle mit minimalem Aufwand, ohne Mehrwert und ohne tiefere Bedeutung versprechen. Wir denken nicht mehr an fernere Ziele wie Gesundheit, Wohlstand oder Wohlbefinden, sondern nur an kurzfristige Lust-Maximierung. „Wir wollen schnell und einfach angenehme Erlebnisse und sind an extrem schmackhafte Speisen und Getränke gewöhnt. Ob Pornografie, Spiele oder Gadgets – wir können immer bekommen, was wir wollen“, so die Forscherin. Das hat Folgen für alle Entscheidungen, die unser Leben bestimmen. Vor allem kann es auf die Dauer krank machen, weil wir nicht mehr an unsere Gesundheit denken. Denn im Gehirn werden die gleichen neuronalen Netze wie bei Drogenabhängigkeit aktiviert.

Kunst stärkt gute Verbindungen im Gehirn

Dr. Christensen verweist darauf, dass in gesunden Gehirnen zwei Basissysteme arbeiten. Eins, das sogenannte A-System, verlangt ohne Rücksicht auf Verlust sofort nach Belohnung, während das I-System auch an die Folgen denkt. Es setzt Erfahrungen und Werte in Relation zueinander, um die beste Entscheidung zu treffen. Erst wenn alle Argumente einbezogen sind, trifft es eine optimale Entscheidung. Ist es stark genug, setzt es sich gegen das A-System durch und verschiebt das Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung, um eine langfristige Belohnung zu ermöglichen.

Malen, Tanzen oder Musik empfinden wir als wohltuend

Wer sich das bewusst macht, kann Abhilfe schaffen. Die finden wir überraschenderweise in einem Bereich, der im Leben der meisten Erwachsenen viel zu kurz kommt – nämlich in der Kunst. Ob Malen, Tanzen, Literatur, Theater, Töpfern, Handwerken oder Musizieren – die Kunst kann die Verbindungen zwischen den Systemen so stärken, dass sich die vernünftigen Entscheidungen durchsetzen. Das wirkt auch vorbeugend. Wer sich mit den schönen Künsten beschäftigt, wird nicht so leicht von schnellen Kicks und Klicks abhängig. Wir empfinden Malerei oder Tanz nicht nur über das A-System als angenehm, sondern auch über das I-System als gut für unser Leben.

Kunst tut in jedem Alter gut, um das Leben zu bewältigen

Das funktioniert übrigens in jedem Alter, wie eine deutsche Studie mit Teilnehmern zwischen 65 und 72 Jahren ergab. Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg kamen dabei zu dem Ergebnis: Die Beschäftigung mit Kunst wirkt sich positiv auf die Persönlichkeit und das Befinden aus. Kunst helfe dabei, mit den Anforderungen des Lebens besser umzugehen, heißt es. Außerdem wachse die psychische Widerstandsfähigkeit. Also auf in die nächste Ausstellung, zum Malkurs, ein Schloss besichtigen, mal wieder ins Theater, ins Konzert oder zum Tanzen. Weil das Gehirn der Versuchung des Augenblicks nur schwer widersteht, rät Dr. Julia F. Christensen, feste Zeiten dafür einzuplanen. Die Expertin: „Wer sich mit Kunst beschäftigt, kann sein Gehirn besser nutzen, um ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen.“

Foto: Albert

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