Aufsatteln funktioniert auch im Alter. Der Pressedienst Fahrrad gibt Tipps für späte Einsteiger
Radfahren lernt man am besten schon als Kind. Doch nicht jeder hat Eltern oder andere Erwachsene, die sich darum kümmern. Zum Glück lässt sich das Versäumte später nachholen. Erwachsene können durchaus noch leidenschaftliche Radfahrerinnen und Radfahrer werden. Sie brauchen nur die richtigen Strategien – und sollten nicht auf eigene Faust loslegen. Am besten übt es sich in der Gruppe. In vielen Städten bieten Ortsverbände des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Wochenendkurse an. Wer sich dem Abenteuer Fahrrad ungern unter vielen Augen stellen möchte, sollte sich trotzdem unbedingt Hilfe von erfahrenen Radfahrenden suchen und nicht einfach eigenmächtig in den Sattel springen. Der Pressedienst Fahrrad gibt ein paar Tipps:
Zuerst einmal Vertrauen zum Rad aufbauen
Einen Neuling aufs Rad setzen, anschieben, am Gepäckträger festhalten und dann irgendwann loslassen? Das ist nett gemeint, aber der falsche Ansatz. „Zuerst muss man Vertrauen aufbauen“, sagt Jacob von Hacht vom Fahrradhersteller Stevens. Und das geht so: Schieben Sie das Rad auf einem Übungsplatz. Halten Sie es nur mit einer Hand am Sattel fest. Sobald Sie im Slalom schieben, merken Sie, wie sich der Drahtesel verhält. In Kursen für Anfänger wird das mit ein paar Gleichgewichtsübungen kombiniert.
Zwei Handbremsen statt Rücktritt
Bevor man sich auf den Sattel wagt, steht erst einmal Bremsen auf dem Programm. Das gibt Sicherheit und nimmt die Angst. Am besten eignet sich dafür Räder mit zwei Handbremsen. Die sind leichter zu bedienen beziehungsweise zu dosieren als der Rücktritt. Gebremst wird schon beim Schieben. Dann gehen Erwachsene ähnlich vor wie Kinder mit einem Laufrad: Den Sattel herunterstellen, die Pedalen abschrauben und „laufend“ üben. Also die Balance halten, mit einem Bein abstoßen, Kurven fahren und das Tempo langsam steigern.
Geduldig üben: Nicht alles klappt auf Anhieb
Der letzte Schritt ist anschließend der größte: das Anfahren. Treten Sie im Sattel in die Pedale. Stellen Sie ein Pedal dafür nach oben (auf etwa 11 Uhr) und stoßen Sie sich mit dem Standbein vom Boden ab. Wenn Sie das hochgestellte Pedal heruntertreten, haben Sie bereits so stark beschleunigt, dass Sie die Balance halten können. Das wiederholen Sie immer wieder, bis Sie längere Strecken fahren. Trainieren Sie Kurven, Abbiegen, Engstellen passieren und Reaktionen auf Überraschungen. Rechnen Sie nicht damit, dass alles auf Anhieb klappt. Üben Sie geduldig. Radfahrenlernen ist ein längerer Prozess. Erst wenn Sie sicher im Sattel sitzen, dürfen Sie den Schonraum Übungsplatz verlassen und sich in den Verkehr wagen. Am besten starten Sie auf wenig befahrenen Radwegen oder in Tempo-30-Zonen. Wichtig zu wissen: Anders als kleine Kinder dürfen erwachsene Neulinge nicht den Gehweg nutzen.
Mit Helm und Handschuhen unterwegs
„Für Anfänger empfehlen wir einen Rahmen mit tiefem Einstieg. Das erleichtert das Auf- und Absteigen“, sagt Birgit Greif vom Fahrradhersteller Winora. Räder mit breiteren Reifen versprechen mehr Komfort und Stabilität. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor auf den ersten Fahrten. E-Bikes eignen sich nicht zum Lernen. Sie sind zu schwer und können Anfänger überfordern. Außerdem wichtig: Auch wenn in Deutschland keine Helmpflicht besteht, ist es ratsam, nicht nur bei den ersten Versuchen einen Helm zu tragen. Fahrradhandschuhe schützen vor Verletzungen bei kleineren Stürzen, die am Anfang meist nicht ausbleiben.
Trikes oder Sesseldreiräder sind Alternativen
Übrigens: Wer mit Gleichgewichts- oder Rückenproblemen zu kämpfen hat, sollte sich mal ein sogenanntes Trike oder ein Sesseldreirad als Alternative ansehen. Die Räder sind äußerst kippstabil. Das Lernen geht damit super einfach: reinsetzen und losfahren! Auch im Alltag fallen manche Sachen leichter, beispielsweise das Handzeichengeben“, sagt Alexander Kraft vom Hersteller HP Velotechnik.
Foto: www.pd-f.de/Luka Gorjup
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