Korsika

Korsika: Auf der Insel der wilden Schönheiten

Gewaltige Felsen, einsame Buchten – an der Westküste von Korsika lockt abenteuerliche Natur

Jeden Abend kommen sie aus ihren Ferienhäusern auf Korsika – leise und andächtig, bepackt mit einem Handtuch und einer großen Portion Sehnsucht. Sie klettern in die Felsen und suchen sich ein einsames Plätzchen, um die glutrote Sonne über dem Golf von Sagone im Meer versinken zu sehen. Die Touristen, die hier allabendlich die Postkarten-Idylle genießen wollen, haben nur ein kleines Problem: Der Weg über die Klippen erfordert akrobatische Fähigkeiten, und wer ohne weiches Handtuch sitzen will, muss Fakir sein. Doch das schreckt die Urlauber nicht, die es bis hier an die Westküste Korsikas geschafft haben. Sie wissen längst: Wer auf Korsika atemberaubende Schönheit erleben will, der muss weite und unwegsame Strecken in Kauf nehmen. Die „Insel der Schönheit“ lockt abseits der Touristenhochburgen mit großartigen Naturerlebnissen.

Korsika

Das Meer ist vor der Tür, aber wie kommt man rein?

Das Meer! Fasziniert starren die Kinder bei der Ankunft in unserer Ferienanlage in der Nähe des kleinen Ortes Pevani an der Südseite des Golfs von Sagone aufs Wasser, um wenig später in Badehosen hinzulaufen. Doch die Enttäuschung ist groß. „Da kommt man gar nicht rein“, melden sie, und Papa hat gleich einen ersten Job. Mit Badeschuhen ins Boot und dann die Kinder zum Schwimmen hinaustransportieren. Im Laufe der nächsten Tage findet jeder seine eigene Methode, um ins Wasser zu kommen. Ob zum Baden, Bootfahren, Wassertiere sammeln oder Aussicht genießen – jeder Gang ans und ins Meer ist ein kleines Abenteuer.

Korsika

Größere Abenteuer versprechen die Ausflüge. Auf der Karte sieht das alles ganz einfach aus, fanden wir bei der Reiseplanung. Man kommt mit dem Schiff im großen Hafen von Bastia auf der Ostseite an, fährt einmal quer über die Insel und ist am Ziel. Doch das täuscht. Nach Korsika zu kommen, ist nicht schwer, aber auf Korsika herumzukommen, das ist ein Problem. Ein schneller Fisch, so heißt es, kann die Insel in einer Nacht umrunden; eine Taube überfliegt sie in einer Stunde, aber Reisende brauchen kleine Ewigkeiten. Scheinbar endlose Straßen führen in Serpentinen durchs Gebirge oder an der Küste entlang – um dreißig Kilometer vorwärts zu gelangen, kann man gut zwei Stunden umherkurven. Man sollte viel Zeit haben auf Korsika.

Korsika

Korsika ist aufgebaut wie ein kleiner Kontinent

Und am besten den Weg als Ziel nehmen – zum Beispiel auf einer Tour mit der alten Schmalspurbahn von Ajaccio im Westen nach Corte in der Inselmitte und zurück. Im Sommer lassen sich vor allem Touristen mit dem rumpelnden quietschenden Zug über Viadukte, Brücken und durch Tunnel schütteln, um in wenigen Stunden ganz viel von dem zu sehen, was Korsika ausmacht: Die viertgrößte Insel des Mittelmeeres ist bepackt mit einem wüsten duftenden Gewächs namens Macchia, das Berge und Hügel überzieht und damit fast undurchdringlich macht. Hier erkennt man es in kurzer Zeit: Korsika ist aufgebaut wie ein eigener kleiner Kontinent. Mehr als fünfzig mindestens zweitausend Meter hohe Berge, einsame Seen, schroffe Felsen und zerklüftete Bergketten hocken in der Mitte. Im Osten geht die Küste flach ins Meer, im Westen fällt sie steil und steinig hinein. Zwischen den Klippen gibt es aber immer wieder Bade-Buchten mit Sandstränden, an denen hohe Wellen umbrechen.

Korsika

Korsika: Kraxeln auf den roten Felsen der Calanche

Nach der Ruckeltour mit der Bahn durch die Berge zieht es uns erst einmal wieder an die Küste. Malerisch wie im Bilderbuch liegt Porto mit seinem Wahrzeichen, einem pisanischen Wachturm auf einem Felsvorsprung, vor uns. Bade-Strand und Yachthafen werden geschützt von einer Bucht. Scheinbar langsam begeben sich strahlend weiße Segelschiffe ins grünlich schimmernde Meer hinaus. Die Stadt und die Küste drumherum sind Weltkulturerbe und sehen einfach schön aus – vor allem von oben. Auch hier sollte der Weg das Ziel sein. Wir fahren durch die nicht weniger bekannte Calanche, bizarre Felsformationen, die uns wegen ihrer roten Farbe ebenso erstaunen wie die Kinder. Hat da jemand mit Rot herumgekleckert?

Korsika

Die Insel wird „Das Gebirge im Meer“ genannt

Porto selbst ist im Vergleich zu seiner Landschaft fast langweilig. Wir halten hier trotzdem an, um kurz aufzutanken für unsere kleine Expedition ins Hinterland: Dort erwartet uns ein neues Abenteuer, mit dem wir die Kinder sogar zum Wandern überreden können. Auf einem alten Maultierpfad kann man in die unwirkliche Kulisse der Calanche hineinkraxeln und immer darüber nachdenken, wo man sich hier wohl verstecken könnte wie früher die berüchtigten Banditen von Korsika, die sich einst die Undurchdringlichkeit der Landschaft zu nutze machten, um unterzutauchen. Schon seit der Antike ist das „Gebirge im Meer“, wie Korsika auch genannt wird, immer wieder Opfer rivalisierender Mächte geworden.

In die Wellen werfen oder schnell weglaufen

Auch in Ajaccio, der „weißen Stadt“ mit dem zweitgrößten Hafen der Insel, gehört Geschichte zum Programm. Hier wurde Napoleon geboren, aber keineswegs geliebt. Man wirft dem berühmten Sohn des Landes vor, nichts für seine arme Heimat auf der Insel getan zu haben, als er an der Macht war. Trotzdem erinnert die Stadt mit Museen und Denkmälern auf verschiedenen Plätzen an ihn. Wir bummeln von einem Napoleon zum nächsten und brauchen schnell wieder Abkühlung an diesem heißen Sommertag. Sollen wir gleich hier bleiben und uns direkt am Strand von Ajaccio im Meer abkühlen? Nein, die Kinder wollen lieber warten und unterwegs noch einmal einen Abstecher in eine Bucht machen, die ihr Lieblings-Abenteuer geworden ist: Am Strand des „Golfe de Lava“ gibt`s Wellen, die so hoch sind, dass man sich kreischend hineinwerfen kann oder vor ihnen weg laufen muss, was das Zeug hält. So lange, bis wir alle müde sind und zurück müssen, um abends wieder die glutrote Sonne über dem Golf von Sagone im Meer versinken zu sehen. Wenn die Klippen unter uns dabei nur nicht so pieksen würden.

Mehr Informationen zum Urlaub auf Korsika finden Sie unter www.korsika.com

Korsika

Fotos: Albert

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Erkältung im Flugzeug: Das führt zu Ohrenschmerzen

Sieben Gründe für ein eigenes Haus in Schweden

Warum das Meer uns glücklich macht

Trend: Reiseführer als Buch bleiben beliebt

Reiseapotheke: Das sollten Sie immer dabei haben

So erkennen Sie eine gute Sonnenbrille