Ernährungs-Doc Matthias Riedl hat ein Programm gegen Diabetes und seine Vorstufen entwickelt
Krank, müde oder heißhungrig durch zu viel Zucker im Blut? Das trifft immer mehr Menschen – auch jüngere, die sich gesund fühlen und nicht ahnen, was hohe Blutzuckerwerte im Körper anrichten. Denn „Zucker“ tut nicht weh. Wer die richtigen Maßnahmen kennt, kann frühzeitig gegensteuern, schwere Folgeerkrankungen vermeiden – und nebenbei gesünder, schlanker und fitter werden. Ernährungs-Doc Matthias Riedl beantwortet die wichtigsten Fragen zu seinem Buch „Der Glukose-Masterplan“ (ZS Verlag).
1. Sie befassen sich mit zu viel Zucker im Blut – und zwar nicht erst nach der Diagnose Diabetes Typ 2, sondern schon lange vorher. Worum geht es genau?
Schätzungen zufolge hat heute bereits jeder fünfte Erwachsene mit einem zu hohen Blutzuckerspiegel zu kämpfen. Der sogenannte Prädiabetes, also eine Vorstufe von Diabetes Typ 2, ist ein regelrechtes Massenphänomen geworden und erst jetzt in den Fokus gerückt. Das Fatale daran: Schon lange bevor die „Zuckerkrankheit“ diagnostiziert wird, laufen im Körper gesundheitsschädliche Prozesse ab, von denen niemand etwas merkt. Nicht umsonst spricht man von der „Krankheit ohne Gesicht“. Prädiabetes ist viel gefährlicher als bisher angenommen.
2. Inwiefern?
Prädiabetes mischt letztendlich bei allen großen Volkskrankheiten und vielen Beschwerden mit. Das reicht von Heißhunger bis Herzinfarkt. Zu viel Zucker im Blut fördert Übergewicht und greift die Gefäße an, sodass sich dort schneller Ablagerungen bilden. Diabetes kann außerdem zu Nierenproblemen und Nervenschädigungen führen, das Demenzrisiko erhöhen und die Lebenserwartung verkürzen. Selbst das Krebsrisiko steigt, denn Krebszellen mögen Zucker. Sie können ihn sogar künstlich erhöhen, damit sie besser wachsen.
3. Und davon merkt man wirklich nichts?
Nicht direkt und nicht sofort. Aber wer achtsam mit sich selbst umgeht, findet schnell Ansatzpunkte. Ständig schwankende und zu hohe Werte haben einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Wer seine Zuckerwerte unter Kontrolle hat, ist weniger müde, fühlt sich fitter, hat seltener Kopfschmerzen, mehr Energie, bessere Laune und nimmt leichter ab. Jeder kann es ausprobieren und seine Ernährung umstellen. Viele spüren erst danach, was ihnen gefehlt hat.
4. Was kann jeder in Sachen Ernährung tun?
Eine gesunde Ernährung besteht vor allem aus viel frischem Gemüse, ausreichend Eiweiß, den richtigen Kohlenhydraten in Maßen, gutem Fett, zuckerarmem Obst und möglichst wenig Fertiggerichten. Das ist die Basis. Niemand muss dabei auf sein Lieblingsessen verzichten. Auch Nudeln, Kuchen, Pizza und Schokolade sind erlaubt, denn die schädliche Wirkung auf den Blutzuckerspiegel lässt sich mit ein paar Tricks sehr effektiv eindämmen. Es gibt gut erforschte Maßnahmen, mit denen man ein weitgehend normales Leben führen und den Glukosespiegel im Normalbereich halten kann, ohne ständig zu verzichten.
5. Zum Beispiel?
Sie können längere Esspausen einlegen, die Reihenfolge bei den Nährstoffen ändern oder einzelne Mahlzeiten blutzuckeroptimierend aufpeppen, indem Sie zum Beispiel vor einer kohlenhydratreichen Hauptmahlzeit einen Salat mit Essigdressing zu sich nehmen oder die Nudeln mit einer kleinen gemüsereichen Vorspeise kompensieren. Wenn Sie Süßes als Snack zwischendurch essen, steigt der Blutzuckerspiegel stark an, gönnen Sie sich das Gleiche als Dessert, bleibt er unten.
6. Klingt ungewöhnlich?
Ja, aber es ist machbar. Vor allem wenn man langsam und nach Plan vorgeht, wie ich es in meinem Masterplan vorschlage. Mit klaren Regeln lassen sich neue Gewohnheiten in vier Wochen leicht lernen. Sie müssen ja nicht alles auf einmal umkrempeln, sondern nacheinander ein paar Dinge ändern. Im Rezeptteil meines Buches gibt’s viele Anregungen. Auch wenn Veränderungen am Anfang schwierig sind: Sobald Sie merken, dass Sie sich fitter fühlen und leichter abnehmen, steigt die Motivation.
7. Gilt das nur für die Ernährung?
Nein, was viele nicht wissen: Der Blutzuckerspiegel reagiert nicht nur auf zu viel Süßes. Auch die Frage, wie wir mit Stress umgehen, wie wir schlafen und wie viel wir uns bewegen, spielt eine Rolle. So kann zum Beispiel bereits ein Spaziergang nach dem Essen die Glukosewerte senken. Sport – am besten in einer Kombination aus Muskelaufbau- und Ausdauertraining – wirkt in vielen Fällen wie ein Medikament. Dauerstress und Schlafstörungen hingegen treiben den Blutzuckerspiegel nach oben. Hier sind Maßnahmen zur Entspannung und zur Schlafhygiene sehr effektiv.
BUCH-TIPP
Dr. med. Matthias Riedl: „Der Glukose-Masterplan : In 4 Wochen gesünder, fitter, schlanker“
(ZS Verlag, 17,99 Euro).
Foto: Andreas Siebler
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